Wie es ist – Alltag mit Schmerzen

Es ist 6:58, ich liege in der Wanne und warte, dass die Extradosis Cortison endlich wirkt = Lupi-Leben.

Es begann gestern nachmittag, ganz langsam schlich sich der Schmerz ein. Erst in den Knien, drückend und nervig. Dann kam die rechte Hand dazu, die Finger werden steif, jede Bewegung schmerzt. Schliesslich schloss sich die linke Schulter noch an, hier eher akut brennend bei Bewegung. Jetzt sind die Schmerzen wieder so toll verteilt, dass ich in die merkwürdigsten Schonhaltungen verfalle und zu den Gelenkschmerzen sehr schnell Verspannungen und Krämpfe kommen.

fullsizerenderIch muss mein Programm fertig bekommen. Die grossen Kinder müssen zum Sport gebracht, das kleine Kind vom Freund abgeholt werden. Ich mache artig Small-Talk mit der Freundes-Mutter, das kleine Kind zerrt an meiner schmerzenden Hand – schreien käme jetzt wohl merkwürdig rüber.

Endlich zuhause! Zum Glück habe ich Mittags schon vorgekocht, das mache ich selten, hatte ich wohl im Gefühl. Durch die Verspannungen bekomme ich Kopfschmerzen. Ich denke über Aspirin nach, traue mich aber nicht. Meine  gerade ausgeheilte Gastritis hat nachhaltigen  Eindruck hinterlassen. Ich versuche es mit Entspannungsübungen, verdrehe die Augen, ob der Sinnlosigkeit. Koche Reis, decke den Tisch. Höre mir die Erzählungen von Kind 3.6 an, bin unaufmerksam, gereizt, abgelenkt vom Schmerz.

Die grossen Kinder und der Hausmeister a. D. kommen nach Hause, obwohl ich froh bin, meine Lieben um mich zu haben, ist mir alles zuviel. Der Krach, das Geklapper, das Durcheinandergerede.

Ranzen werden gepackt, ich versuche mich zu konzentrieren. Waschen, kämmen, hier ein Wehwehchen, dort eine vergessene Hausaufgabe. Ein Schatzkiste soll mitgebracht werden… wir finden eine Lösung. Meine Knie sehen ganz unschuldig aus, fühlen sich aber an, als würden sie gleich explodieren.

Ruhe, ich trinke ein Glas Wein, wir schauen ein bisschen fern, reden kurz, aber ich bin unaufmerksam, in der Lupi-Welt. Fokussiert auf Schmerzbekämpfung.

Vor 22.00 bin ich im Bett, lese nur kurz, überlege, was ich morgen alles streichen kann. Finde keine gute Lösung. Der Schlaf ist unruhig, ich kann schlecht liegen, werde oft wach. Bei jedem Aufwachen das vorsichtige In-sich-hinein-horchen, wie es um den Schmerz steht…

Um 6.00 ist die Nacht vorbei, viel Zeit zum Horchen habe ich jetzt nicht. Ich schalte auf Automatik, mache Frühstück für die Kinder, richte Pausenboxen, versorge die Katzen und mache schliesslich mein eigenes Frühstück. Zu meinen üblichen Pillen „gönne“ ich mir eine Extradosis Cortison, anders geht das heute  nicht. Die Knie drücken noch immer, die Hand ist besser, aber nicht schliessbar, die Schulter immerhin wieder brav.

Ich räume den Geschirrspüler noch aus, die Kinder sind nun fertiggemacht. Wir packen das Proviant ein, suchen Jacken und Schuhe, verabschieden uns – der Hausmeister  a. D. begleitet sie zum Anleger.

Ruhe!

Ich gehe in die Wanne, liege im warmen Wasser und warte, dass das Cortison seine Arbeit tut.

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