Liebe Ärzte – Wie es ist Euer Patient zu sein

Zum Arzt gehen gehört zwar zu meinem Alltag, aber nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen…  Viel zu oft erlebe ich  Ahnungslosigkeit, Zeitmangel, Arroganz, Empathiefreiheit oder aus Kombinationen aus mehreren Faktoren. Viel zu selten finden sich Ärzte, die mit ihren Patienten auf Augenhöhe kommunizieren, sich auf einen Dialog einlassen, interessiert sind und bei mir als Chroniker bereit sind wirklich zusammenzuarbeiten. Nun ja.

Was mich aber heute umtreibt sind die lästigen Kleinigkeiten im Laufe eines Arztbesuches. Es kostet nichts oder nicht viel, sich ein paar Gedanken über das mögliche Befinden eines Patienten während eines Arztbesuchs zu machen. Macht aber das  Klima ungleich angenehmer und mindert das Unbehagen.

Wartezimmer

Anamnesebögen

Wozu sind die gut? Erst muss ich meine Daten eintragen – per Hand! – welche ohnehin schon auf meiner Karte gespeichert sind und von dort in den Computer des Arztes wanderten und somit leicht und leserlich abruf- und druckbar sind. Auch meine Telefonnummer wurde in fast allen Fällen bereits abgefragt. Und doch ist es – insbesondere bei Fachärzten – Usus dem Patienten einen Handschriftprobe abzuverlangen. Dann kreuze ich diverse Optionen hier und dort an, zähle meine Diagnosen und Medikamente auf, blablabla, schreib mir die Finger wund und gebe alles ab. Was passiert dann damit? Nichts! Noch niemals nicht hat ein Arzt darauf geguckt und „aha aha“ gesagt und ist darauf eingegangen. Stattdessen fragt er genau das Gleiche wieder ab und schreibt es auf andere Zettel an andere Stellen… Wozu? Bitte liebe medizinischen Fachangestellten und Doctores druckt die Datenköpfe ein und werft einen Blick auf die Eintragungen oder lasst die Zettel einfach weg!

Diskretion

Ich liebe es ja sehr, wenn am Tresen bei der Anmeldung meine Daten lauthals abgefragt werden. Der Unterhaltungsfaktor für die Umstehenden ist meist gross. Besonders spannend wird es, wenn auch noch nach das Beschwerdebild abgefragt wird oder man erklären muss, warum man denn einen Termin bräuchte… Ein bisschen mehr Diskretion und Datenschutz ist hier schon angebracht und die Arzthelferin, die mal vor dem Tresen ihres Gynäkologen vor Publikum die Dringlichkeit ihres Terminwunsches mit einer Schilderung ihrer Beschwerden begründen musste, fragt das nächste Mal vielleicht an geschützterer Stelle.

im Sprechzimmer warten

Das geht raus an alle Radiologen und Orthopäden: ES IST ÄTZEND UND ABARTIG  UND UNNÖTIG UND ERNIEDRIGEND NACKT ODER HALBNACKT AUF EINEN BIS DATO UNBEKANNTEN ARZT WARTEN ZU MÜSSEN!

Kommentarlose Behandlung

Gerade bei längeren Behandlungen (Zahnarzt z. B.) finde ich es nett – und   eigentlich selbstverständlich – dass der Arzt – zumindest in groben Zügen – erklärt was er macht. Mein Zahnarzt, den ich eigentlich sehr schätze, neigt zu stummen Behandlungen oder murmelnden Unterhaltungen mit der Zahnarzthelferin. Nach 15 – 20 Minuten Gefummel in meinem Mund hätte ich schon gern mal einen Statusbericht…

Vorausschauen

Wenn eine längere Behandlung ansteht und der Patient das eventuell auch nicht absehen kann, dann wäre es supernett und umsichtig zuvor einen Toilettengang zu vorzuschlagen oder zwischendurch ein Wasser anzubieten bzw. es vorher einfach bereitstellen.

Dauerpatienten

Es kostet nicht viel Zeit VOR der Behandlung eines Dauerpatientens am Computer oder in der Akte  einen kurzen Blick auf die Diagnosen und die Medikation zu werfen. Und wenn man ganz pfiffig ist, hat man dort vielleicht auch noch ein paar Stichworte zu Lebensumständen, Beruf, Familie, was auch immer notiert und kann den Patienten viel persönlicher empfangen.
In den 14 Jahren meiner Behandlung in der MHH haben es die wechselnden Ärzte  zu (fast) jedem Termin geschafft, mich zu fragen, warum ich kein Quensyl nehme… (das Medikament ist durch eine meiner anderen Erkrankungen kontraindiziert) und nicht einer ist auf die Idee gekommen, dass mal auf die Akte zu schreiben. Da kommt man sich schon ziemlich doof vor.

Aus der Reihe: Wie es ist – 

 

1 Kommentar zu „Liebe Ärzte – Wie es ist Euer Patient zu sein“

  1. Liebe Antje, du sprichst mir aus der Seele…..
    Alle deine Erfahrungen bzw. Denkanstöße kann ich unterschreiben!
    Und mit der MHH habe ich ähnliche Erfahrungen, stetig wechselnde Ärzte, die quasi mit den Fragen wieder von vorne anfangen, man erzählt zum x-ten Mal seine Krankengeschichte, Medikamentenliste, warum und wieso dies und das….es ist echt nervig!
    Aber, ob sich daran noch einmal was ändern wird???
    Als chronisch Kranker und noch dazu mit einer eher seltenen AI-Erkrankung hat man es manchmal echt nicht leicht und ich persönlich komme mir oft wie eine reine Fallnummer vor, aber nicht wie ein menschliches Wesen, das da „behandelt“ wird.
    Traurig, aber leider wahr 🙁

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