Wie es ist – ein Infekt

Ende Januar bekam ich quasi über Nacht eine Infektion am Auge, die ziemlich heftig war. In wenigen Stunden folgte eine Erkältung, wie ich sie lange nicht mehr hatte. Ich verliess fast zwei Wochen nicht das Haus. Erledigte immer nur das Allernötigste, quälte mich durch Tage und Nächte. Ich hatte durchgehend Kopfschmerzen, verstopfte Nebenhöhlen, war dauermüde und überhaupt nicht belastbar. Natürlich schlossen sich auch die Gelenke dem Anarchieruf meines Körpers an. Das Matschauge kehrte im Verlauf nochmal zurück, auch Herpes stellte sich ein und meine Regel bekam ich auch noch.Krankenlager

Logischerweise lagen in dieser Zeit die ganzen Termine des Halbjahrswechsels und ich verpasste nicht nur das Schulkonzert. Der Hausmeister a. D. musste sich vierteilen und neben der Arbeit die vielen Kindertermine wuppen. Zu allem Überfluss hatten wir auch noch ein Romantikwochenende in Stralsund gebucht. Die Kinder sollten solange die Grosseltern besuchen und wir wollten ein wenig Paarzeit geniessen. Auch das musste abgesagt werden.

Und ich? Ich hatte schlechte Laune und hab sie eigentlich immer noch. Kam mir so eingesperrt vor, eingeschränkt. Nichts kann ich machen, nie kann ich das tun, was ich gerade tun möchte. Diese Abhängigkeit vom Gesundheitszustand, den Umständen, dem Kontostand, der Kinderbetreuung, dem Befinden, den Terminen – es geht mir so auf die Nerven.
Ich habe den Eindruck über nichts bestimmen zu können, mich immer nach anderen Dingen und Umständen und Menschen richten zu müssen und das treibt mich um.

Ich finde es schwer einem Gesunden zu erklären. Jemanden, der Herr über seinen Körper ist. Wie es ist, wenn Deine Gesundheit Dir immer wieder Steine in den Weg legt. Wenn Du Dich permanent nach Deinem Zustand richten musst. Warum es anstrengend ist, wieder und wieder und wieder nach Hilfe fragen zu müssen. Warum es mich frustriert, nicht selbstbestimmt zu sein. Weshalb es mich so aufregt, wenn mich dann noch andere Dinge oder Menschen ausbremsen.
Ich mache das jetzt seit 25 Jahren… (Fassungslosigkeit) und ich merke, dass ich immer ungeduldiger werde. Wenn es mir gut oder besser geht, dann möchte ich auch so leben. Nicht auf der Bremse stehen, schöne Dinge machen, Ideen nachgeben, das Leben im Kleinen geniessen. Und wenn es mir schlecht geht, dann kann ich das nicht mehr einfach akzeptieren. Ich möchte auch jammern und klagen und meckern dürfen. Weil es eben gerade so ist.

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7 Kommentare zu „Wie es ist – ein Infekt“

  1. Dein Beitag spricht mir aus der Seele. Habe die Diagnose seid Juni 2016. Aber die ersten Symptome bestimmt schon seid 20 Jahren. Aber zur Zeit das Gefühl ich kann mich keinen Tag mal erholen.

  2. Liebe Antje,
    ja , ich erkenne mich auch in deiner Beschreibung wieder 🙁
    Es ist sehr schwer, immer wieder an die körperlichen Grenzen zu kommen- und sie akzeptieren zu müssen. Denn es bleibt gar nichts anderes übrig!
    Ich sage immer: Mein Kopf will so viel, hat so viele Ideen und Pläne…und mein Körper streikt einfach und zwingt mich ganz oft gnadenlos in die Knie.
    Früher habe ich immer gehofft, dass es mit der Zeit vielleicht leichter werden wird, das zu akzeptieren, aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall……
    LG Milka

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