Ein halbes Jahr Coimbra-Protokoll – Wie es ist

Fast ein halbes Jahr bin ich nun im Coimbra-Protokoll, Zeit für eine Zwischenbilanz!

Das Wichtigste zuerst: mein Schub ist definitiv vorbei. Ich nehme meine Standarddosis Cortison in Höhe von 5 mg ein und habe das Azathioprin von 100 mg täglich auf 50 mg reduziert, ohne dass der Lupus oder die Myasthenie sich bemerkbar gemacht haben. Auch das L-Thyroxin konnte von 75 mg auf 50 mg täglich runtergefahren werden. Weitere schulmedizinische Medikamente nehme ich nicht mehr ein.

Aufgrund des Coimbra-Protokolls nehme ich täglich

  • Vitamin D
  • Magnesium
  • ein speziell abgestimmtes Kombi-Präparat mit B2, B-Vitaminen, Folat, Selen, Zink, Chrom, Cholin nach Prof. Coimbra
  • Omega 3 Fettsäuren.

Wegen meiner speziellen Krankheitskonstellation nehme ich zusätzlich

  • Weihrauch
  • Ashwaghanda
  • DHEA
  • Progesteron
  • Mönchspfeffer ein.

Und schliesslich bin ich immer noch mit der Darmsanierung zugange, was bedeutet, dass ich dafür verschiedene Tropfen und ein Probiotika einnehme.

Ich halte mich an diverse Ernährungsvorschriften – keine Milchprodukte (zur Calciumreduktion), kein Gluten (für den Darm), viel Fermentiertes (auch für den Darm), Kurkuma und Ingwer zur Entzündungshemmung.
Fleisch habe ich nicht reduziert, wir essen aber nicht täglich Fleisch oder Wurst. Ich habe die beiden Bücher zur Autoimmun-Diät gelesen und bevorzuge entsprechende Nahrungsmittel. Eine solche Diät durchzuziehen traue ich mir momentan nicht zu, für mich ist das einfach ein weiteres Ass im Ärmel. Wer sich damit beschäftigen möchte:
Das Autoimmun-Kochbuch*
Die Paläo-Therapie*

Ich mache tägliche eine Kurzeinheit „Sport“, entweder Yoga oder ein 7- Minuten-Training. Ausserdem benutze ich das Vibrationsboard* für mindestens 10 Minuten. Die Meditation und ich sind noch immer keine Freunde, aber ich habe eine App gefunden, die plätschert so im Atemrhythmus. Das halte ich gut aus und denke dabei nicht allzu viel an To-Do-Listen.

Das hört sich jetzt viel an, ist mir aber gar nicht immer so gegenwärtig. Gut, die 20 Minuten Training – das mache ich stur morgens, hat sich am besten bewährt. Für die Nahrungsumstellung habe ich nicht lang gebraucht, nur das glutenfrei erlebe ich im Alltag als nervig. Besonders wenn man unterwegs is(s)t. Ich bin da mittlerweile weniger streng, zuhause gibt es für mich kein Gluten, unterwegs, wenn es nicht anders passt, schon. Da mir die Reduktion aber insgesamt gut tut, mache ich damit (vorerst) weiter.

Meine Medikamente packe ich für 4 Wochen in Dosen, so muss ich mich nicht täglich damit beschäftigen und habe auch die Vorratshaltung gut im Griff. Ich nehme alles als Kapseln oder Tabletten ein, ausser dem Vitamin D, das sind Tropfen. Für unterwegs habe ich aber auch das in Kapseln.

Das Ergebnis all dieses Aufwandes: mein Schub ist vorbei, ich bin deutlich fitter, wacher und leistungsfähiger als noch vor wenigen Monaten. Ich habe sehr viel weniger Schmerzen.  Ich kann die nierentoxischen Medikamente reduzieren. Ich bin zweimal (wegen Regen) spontan gerannt, einmal über zwei Kreuzungen, einmal nebst Einkaufswagen bis zum Auto quer über den Parkplatz  und… es ist gar nichts passiert. Mir tat nichts weh, ich hatte keine myasthenen Aussetzer, selbst ausser Atem war ich schon schlimmer. Und ein kleines Nebenbei-Wunder: ich habe ein bisschen abgenommen. Seit Jahr und Tag doktere ich mit meinem Gewicht herum, welches sich vom Hashimotobeginn einfach nicht mehr normalisieren will. Ich habe echt wenig gegessen, gefastet, Diät gekocht, Kalorien gezählt. Glaubt einem ja keiner, dass man trotzdem nicht abnimmt. Alle denken dann, na, die beschummelt sich doch. Nee. Hab ich nicht. Nach der letzten Erhöhung des Vitamin D’s sind ein paar Pfunde einfach so gepurzelt.
Der Nachteil: ich schlafe ganz furchtbar schlecht. Fast jede Nacht bin ich ein bis mehrere Stunden wach und fast wöchentlich einmal bin ich komplett schlaflos. Dafür kann es natürlich viele Ursachen geben: dass Vitamin D macht munter, meine Hormone spinnen ja auch noch rum, wenn gleich sich da auch langsam was tut oder es ist einfach senile Bettflucht ;).

Der Preis des Ganzen soll nicht verschwiegen werden:

  • der Protokollarzt kostet mich alle 8 Wochen 150 Euro/Stunde plus Anreise, das ist happig, wird von den Protokollärzten unterschiedlich gehandhabt
  • die Laboruntersuchungen macht meine Hausärztin bei den Routinekontrollen mit, sie sind durch meine Diagnosen und Medikation gerechtfertigt
  • auch die Nierenuntersuchung geht bei Lupus als Kassenleistung durch und das DexaScan (wegen der Knochendichte) ist mit dem jahrelangen (und noch fortgesetztem) Cortisonkonsum zu rechtfertigen
  • das Vitamin D und die NEMS kosten ca. 100 Euro im Monat, das Kombipräparat ist recht teuer, man könnte sich die Inhalte auch einzeln und günstiger besorgen

Vor Beginn des Protokolls war ich skeptisch, wenn auch auf die neugierige Art. So richtig kann ich noch immer nicht glauben, dass mir diese Nahrungsergänzungsmittel und ein paar Veränderungen in der Lebensführung wirklich nachhaltig helfen. Doch die positiven Effekte lassen sich nicht von der Hand weisen und ich werde das Coimbraprotokoll auf jeden Fall fortführen.

Ich erhoffe mir eine weitere Stabilisierung aller Autoimmunerkrankungen und dass ich das Azathioprin weiter reduzieren kann und sich dadurch die Nierenfunktion verbessert oder zumindest stabilisiert.

Die Zahl der Protokollärzte in Deutschland wächst, im nächsten Monat soll die erste kontrollierte Studie zum Coimbra-Protokoll an der Charité starten. Die Informationen im Internet werden immer dichter und ausgefeilter, ich denke, da geht noch einiges ;).

Coimbra, wie alles begann
Coimbra, ein Zwischenbericht

(*=Affiliate-Link)

6 Kommentare zu „Ein halbes Jahr Coimbra-Protokoll – Wie es ist“

  1. Dein Bericht macht Mut, danke dafür. Hast du auch mal Quensyl oder ähnlich. einnehmen dürfen? Uns Lupis wird das ja als MUSS die letzten Jahre verkauft. Ich nehme es ein, würde aber so wie du meine Medis (Aza, Cortison und Quensyl) gerne reduzieren.

    LG Angelika

      1. Hallo Antje,
        lieben Dank für deine schnelle Antwort.
        Hättest du einen Tipp/Links über fundierte Studien zu Antimalariamitteln, vor allem interessiert mich auch die Behauptung, dass wenn ich das Quensyl absetze die Wirkung dann bei erneuter Einnahme nicht mehr wirken würde (so mein Rheumatologe in der Uni).
        Herbstliche Grüße
        Angelika

Kommentar verfassen