Reha-Fazit – wie es ist: Nun ist sie vorbei, die Reha. Lang geplant, zweimal verschoben und zack, sind drei Wochen rum und der Alltag hat mich wieder fest im Griff.
Klinik
Mit meiner Klinikwahl bin ich sehr zufrieden. Die M &I Klinik in Bad Pyrmont ist schön gelegen, auch zentral in Deutschland. Der Ort ist schon ziemlich kurortig und ein bisschen verstaubt, aber ich habe da nichts vermisst. (Doch – einen DM).
Viele Patientinnen hatten Fahrräder dabei oder haben Wanderungen durch den Deister gemacht. Das kam für mich nicht infrage, ich war an den Therapietagen durch. Da waren keine Ressourcen für solche Eskapaden mehr. Dafür habe ich die drei Samstage genutzt um Familie und Freunde zu treffen, bzw. mit dem grossen Kind die Gegend zu erkunden.
Die Klinik ist sicherlich nicht hochmodern, aber wirklich gut ausgestattet. An Therapieoptionen, vor allen Dingen aber auch personell. Trotz Erkältungshochsaison gab es kaum Ausfälle, alle MitarbeiterInnen waren stets bemüht und ausgesprochen freundlich.
Überhaupt herrscht ein angenehmes Arbeitsklima in der Klinik, ob am Empfang, bei den netten HelferInnen in den grünen Hemden, dem Pflegepersonal, den ÄrztInnen und den TherapeutInnen.
Die Zimmer sind zweckmässig und bequem.
Das Essen war schmackhaft, es gibt täglich drei Gerichte zur Auswahl, auch auf diätetische Sonderwünsche wird eingegangen. Frühstück und Abendbrot werden als Buffet serviert. Es ist sicher keine 4 Sterne Hotelessen, aber genauso sicher auch keine Krankenhausstandardkost.
Die Klinik besteht aus 2 Häusern und ist sehrrrr weitläufig. Unter PatientInnen wird gemunkelt, dass die langen Wege Teil des Therapiekonzepts sind. Ich kam auch an Tagen, an denen ich die Klinik nicht verliess, meist auf weit über 5.000 Schritte.
Das Schwimmbad steht täglich für einige Stunden zur freien Verfügung, es gibt eine Cafeteria im Haus. Ansonsten gibt es Kaffee- und Snackautomaten, Wasserbrunnen zur freien Nutzung, man kann sich auch Heilwasser in Kisten aufs Zimmer bestellen.
Medizinische Versorgung
Die Rheumatologie ist gut aufgestellt, der Chefarzt ist äusserst kompetent, auch in Sachen Lupus.
Neben der Rheumatologie gibt es noch eine orthopädische, eine psychosomatische und eine geriatrische Abteilung. Alle arbeiten Hand in Hand und fachübergreifend.
Ebenfalls im Haus ist ein MVZ.
Pflegepersonal ist rund um die Uhr im Einsatz, bei Bedarf bekommt man dort Schmerzmittel, Kühlpacks oder was immer man sonst benötigt.
Behandlung
Ich hatte direkt am Ankunftstag meine Eingangsuntersuchung, am 2. Tag die Chefarztuntersuchung, danach wurde mein Programm zusammengestellt.
Täglich bekam ich Kältekammerbehandlungen und MTT (Training an Geräten), ausserdem Rheumagymnastik im Trockenen und im Wasser, Finger- und Fussgymnastik, Tai Chi, Handbäder, ergotherapeutische Schulungen, Hydrojet-Anwendungen, Moorpackungen. Dazu jede Menge Vorträge zu allen Bereichen des Lebens mit Rheuma.
Die Klinik bietet ausserdem Hyperthermiebehandlungen an.
Man darf fast alles ausprobieren und selbst entscheiden, was einem gut tut und was weniger, alles ist sehr flexibel gestaltet.
weitergehende Beratung
Ich bekam über den Sozialen Dienst eine umfassende Beratung zu beruflichen Möglichkeiten im Zusammenhang mit meiner Erkrankung. Dort kann man auch Rentenanträge stellen, Pflegegrade beantragen oder einen Schwerbehindertenausweis.
In der Ergotherapie gab es eine Einzelberatung zur Gestaltung des Arbeitsplatzes, man bekommt direkt ein Schreiben für den Arbeitgeber mit genauen Hilfsmittelangaben mit. Dort werden auch Kopfkissen und andere Hilfsmittel verordnet oder verliehen.

Man kann auch eine diätetische Einzelberatung erhalten.
Fazit
Ich bin eigentlich nur positiv überrascht worden. Die Atmosphäre war sehr angenehm, das Essen besser als erwartet und man kam sich viel weniger als BittstellerIn vor, als in den meisten Arztpraxen.
Mir ging es hauptsächlich darum mich in meinem Körper wieder besser zu fühlen, da hatte ich nach dem schweren Schub doch grosse Defizite. Das ist auch gelungen, ich habe herausgefunden an welchen Enden ich ein bisschen zerren und trainieren kann und welche ich besser in Ruhe lasse. Auch die Muskulatur rund um die Knie konnte ich gut trainieren, so dass ich wieder sicherer gehen kann.
Nach meinem ausführlichen Arztgespräch bekam ich auch ein bisschen „Wellness“ wie Hydrojet und TaiChi, ausserdem psychotherapeutische Unterstützung.
In der letzten Woche der Reha hatte ich häufiger Schmerzen in den Fingern und Handgelenken, was ich weniger auf die Belastung, als auf die Fälligkeit von Rituximab zurückführe.
Die langfristigen Effekte kann ich erst in den nächsten Wochen und Monaten beurteilen. In jedem Fall nehme ich am T-Rena teil, einem Nachsorgeprogramm.
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