2024 – mein Jahresrückblick
Das Jahr war… krass. Ich lasse Dinge aus, die nicht meine Geschichte erzählen. Deshalb bleiben manche Zusammenhänge vage, ich bitte das zu entschuldigen.
Januar
Das Jahr begann normal, ich hatte gute Vorsätze und hielt mich daran. Bis zum 25. Januar, danach war alles anders.
Februar
Ich stieg wieder ins Arbeitsleben ein – mit einem Minijob, den ich mir bei meinem letzten Arbeitgeber erbettelt hatte. Ich räumte ein Büro aus und renovierte und richtete eine Ferienwohnung ein. Ich verhandelte mit Banken um meine Anschlussfinanzierung. Und ich verschob meine Reha, ging zur Therapie und suchte mir Hilfe für die Kinder. Das Mittelkind fand einen Ausbildungsplatz.
März
Mein Baby wurde 20, ich nahm weitere Therapiestunden und stellte die Ferienwohnung fertig. Ich atmete sehr viel und pendelte zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
Ich hatte Wochen mit 20 Terminen und Tage, an denen ich vergass zu essen.
April
Ich gestaltete irgendwie die Osterferien und Ostern, ich hatte mehr Hoffnung, es gab neue Kinderbrillen. Die Ferienwohnung ging in die Vermietung. Weiterhin viele Fahrten zwischen hier und der Klinik.
Mai
Die ersten Gäste in der Ferienwohnung! Ausserdem ein Kindergeburtstag mit Kurztripp und ein zwischenmenschlich sehr fordernder Alltag. Ich fand eine Therapeutin vor Ort und hatte einige Kontrolluntersuchungen. Ausserdem sprach ich beim digitalen Lupustag.
Juni
Ein missglückter Ausflug nach Skagen, eine Klassenfahrt, der Abschied vom alten Arbeitgeber, einige tolle Momente mit neuen Freundinnen, viel Verzweiflung und ein Kind, dass in all dem Chaos seiner Familie ein ganz tolles Abitur macht.
Das kleine Kind schnitt sich die Haare ab und ich fand einen neuen Arbeitsplatz.
Juli
Der Sommer mit vielen Feriengästen – ein Glück. Ich startete im neuen Job und war mitunter ganz schön überfordert. Mein Geburtstag war ein Tag der Tränen. Ich trauerte, war einsam und gleichzeitig dankbar für meine grossen Kinder, die alles gaben, mir einen netten Tag zu bereiten. Das grosse Kind plante seine Zukunft und ich auch. Mit zwei Kindern machte ich einige Ferienaktionen. Das erste Mal Corona im Haus.
August
Ein Kind begann seine Ausbildung. Ich etablierte mich langsam im Job, hatte eine Weile noch Hoffnung und gab diese schliesslich völlig auf. Ich liess mir einige Unternehmungen für die Ferien einfallen, ausserdem fuhr ein Kind zu meiner Familie. Es war sommerlich, aber wenig urlaubig.
September
Ich liess mein Gehör checken (altergemäss gut), ein Kind hatte eine Zahn-OP, eines plante seinen Auszug. Ich nahm weiterhin an der Vergehen-und-Werden-Gruppe teil, und fuhr schliesslich in die Reha in Bad Pyrmont. Neben den Anwendungen besuchte ich meinen Vater und eine alte Freundin und bekam Kinderbesuch und auch von einem alten Freund.
Entlassen wurde ich, neben den bekannten Diagnosen, mit einem Erschöpfungssyndrom. Leider blieb kein Raum mich darum zu kümmern.
Oktober
Ich kehrte zurück und fuhr gleich wieder weg, um dem Kind bei der Zimmereinrichtung zu helfen und seinen neuen Lebensraum kennenzulernen. Ich liess mich gegen Grippe impfen und fand eine neue Frauenärztin. Die Arbeit ging wieder los und ich begann mit dem Reha-Nachsorgeprogramm. Auch die Therapie ging weiter, ich besuchte verschiedene Beratungsstellen. Der Ex-Hausmeister zog aus.
November
Die nächste Runde Rituximab war fällig, ich suchte mir eine Selbsthilfegruppe. Weiterhin Therapie und T-Rena. Wir gingen Schlittschuhlaufen, ich begann auszumisten. Das Haus ging in den Verkauf. Ausserdem eine Weihnachtsfeier und ein Gespräch mit meinen aktuellen Chefs.
Dezember
Alltag mit Weihnachtsvorbereitungen, Suche nach einer Mediatorin, Arbeit, T-Rena-Training. Ich fuhr mit meiner Frauengruppe zum Weihnachtsmarkt nach Tönning und mit den Kindern nach Bremen. Dort besuchten wir das grosse Kind, die Geschwister lernten seine WG kennen und wir hatten eine gute Familienzeit. Ich musste zum Betriebsarzt . Ein weiterer Augenarzttermin, diesmal nicht für mich, Selbsthilfegruppe und noch ein Weihnachtsmarktbesuch. Das grosse Kind reiste an.
Dann kam die Weihnachtswoche. Ich hatte mich ein bisschen gegruselt bei der Vorstellung alles machen zu müssen wie sonst, nur alleine. Aber wir setzten uns vorher zusammen und überlegten genau, was wir wollen und wie wir es machen und dann war es richtig schön und ohne die Anspannung der letzten Jahre.
Fazit
Ausser den letzten Wochen im Leben meiner Mutter und ihrem Tod habe ich noch keine so dauerhaft herausfordernde Zeit erlebt, wie in diesem Jahr. Ich musste mich über Monate komplett zurückstellen, in einer Phase meines Lebens, die meiner Regeneration dienen sollten, wo ich endlich den Schub und seine fiesen Nachwirkungen hinter mir lassen wollte. Ich lernte um Hilfe zu bitten – auf die harte Tour. Am Ende konnte ich meine Geschichte erzählen ohne zu weinen. Zahlreichen BeraterInnen und TherapeutInnen bin ich sehr dankbar. Sie stützten mich und meine Kinder in einer Zeit, in der alles um uns herum zusammenbrach und uns unsere nächsten Menschen im Stich liessen.
Ich lernte viel über mich selbst und über Menschen in meinem Umfeld, ich suchte nach neuen Kontakten und Verbindungen. Ich bekam neue Falten und tiefe Einsichten. Ich verlor und ich gewann und ich stand für mich und vor allen Dingen für meine Kinder ein.
Das Jahr hinterlässt mich fassungslos, atemlos und und beziehungslos.
Heute bin ich müde, aber auch stark und optimistisch.
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