Zoranja, Dg. 2004

Alles hat einen Ursprung, auch Krankheiten!
Als Kind hat man mir immer gesagt, dass ich mich nicht so anstellen soll. Nämlich immer dann, wenn ich mich krank fühlte.

Nach diesem Motto habe ich dann auch im Erwachsenenalter lange weiter gelebt. Ich war oft krank in meinem Leben und habe alles überstanden und immer selber diesen Vorsatz„Stell dich doch nicht so an“ zu mir gesagt. Doch vor vier Jahren änderte sich das plötzlich alles. 

Ich hatte mich auf Anraten der Ärzte mit 26 Jahren sterilisieren lassen, da die letzte Schwangerschaft ein Risiko für mein Kind und mich bedeutete. Also ließ ich auch das über mich ergehen, obwohl ich mir eigentlich nicht sicher war, ob ich noch ein Kind wollte. Aber wenn die Ärzte so etwas Sagen, dann ist das wohl so. Damals habe ich den Ärzten noch vertraut. 

Nach sechs Jahren kam dann der Hammer. Eines Tages als ich und mein Freund gerade auf dem Weg nach Köln-City waren, bekam ich plötzlich Seitenstiche. Blöde Seitenstiche, von jeder kleinen Anstrengung. Mir kam sofort der Satz in den Kopf, den ich als Kind immer zu hören bekam. Ich sagte zu mir selber:“ Stell dich nicht so an!“ Der Tag verging und die Seitenstiche blieben. Am nächsten Tag kamen dann zu den Seitenstichen ein Stechen im Unterleib und Rückenschmerzen dazu. Auch jetzt sagte ich mir noch, dass ich mich nicht so anstellen soll. 

Doch leider wurde die folgende Nacht zur Hölle. Ich hatte kein Auge schließen können, weil die Schmerzen immer schlimmer wurden. Mein Freund ermahnte mich, dass ich zum Arzt gehen sollte. Als er zur Arbeit ging, musste ich ihm versprechen, dass ich gehen würde. Als er weg war, dachte ich bei mir, dass das doch nicht so schlimm sein kann. Ich dachte, das geht schon wieder weg. Ich war so müde und dachte es käme von der verlorenen Nacht. Ich beschloss mich erstmal etwas hinzulegen und auszuruhen. Die Schmerzen waren fast nicht mehr zum aushalten und an Schlaf war einfach nicht zu denken. Also doch zum Arzt. Damals wohnte ich noch in Köln-Deutz, mein Hausarzt war aber in Sürth ca. eine halbe Stunde mit dem Auto weit weg.

Ich schleppte mich also in mein Auto und fuhr zu meinem Hausarzt. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum ich nicht ins nächste Krankenhaus gefahren bin. Zu Recht, aber ich habe höllische Angst vor Krankenhäusern, weil ich da so schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht hatte.

Beim Hausarzt angekommen, habe ich dort mein Leid geklagt. Ich musste noch eine ganze Zeit im Wartezimmer warten, bevor ich dran war. Mein Hausarzt machte ein Ultraschall und wurde plötzlich weiß wie eine Wand. Er verschwand kurz und kam mit seinem Kollegen wieder. 

Es handelt sich bei dieser Praxis um eine Gemeinschaftspraxis. Beide schauten nun auf das Ultraschallbild und dann schauten sie mich an. Mein Hausarzt sagte dann was von: „Da sieht man nichts, das sieht wie Flüssigkeit aus. Sie müssen sofort ins Krankenhaus.“ Was denkt ihr, was jetzt kommt. Die wollten beide den Notarzt und Krankenwagen rufen. „Nix da“, sagte ich.

„Und wenn das nichts Ernstes ist, dann bleibe ich auf den Kosten sitzen.“ Ich bekam eine Einweisung ins Krankenhaus und musste versprechen, dass ich da sofort hin fahre. 

Da die Schmerzen gar nicht mehr so schlimm waren, fuhr ich nicht sofort ins Krankenhaus, sondern erstmal zu meiner Schwester. Meine Schwester ist gelernte Arzthelferin, aber seit ihrem Kind, nicht mehr am Arbeiten. Als sie sah, dass ich eine Einweisung fürs Krankenhaus in der Hand hielt, packte sie mich in ihr Auto und fuhr mich dort hin. Mittlerweile war mir alles egal.

Die Schmerzen waren nicht mehr schlimm und ich hatte eh nur noch Wolken im Kopf. Im Krankenhaus wollte man mir einen Termin geben, was aber sicher ein Missverständnis war. Meine Schwester keifte die Dame hinterm Tresen an und bestand auf Noteinlieferung.

Wie gesagt, so getan. Nur zu doof, das die Schwestern gerade eine Besprechung hatten und ich so vor ihrem Zimmer eine weitere halbe Stunde im Stehen warten musste. Irgendwann öffnete sich dann doch die Tür und ich bekam ein Bett und einen Tropf. Der Tropf sollte wohl gegen die Schmerzen sein, die ich ja gar nicht mehr spürte. Ich fühlte mich so gut und so leicht und mir war eh alles egal. Man nahm mir Blut ab und sie verschwanden wieder alle. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis wieder jemand kam, aber plötzlich stand eine junge Ärztin vor mir und spielte mit einem Schlüsselbund. Sie wirkte nervös und sah aus, als wenn sie nicht wüsste, was sie sagen soll. Dann rückte sie doch mit der Sprache raus. Sie sagte:“ Wir haben einen Schwangerschaftstest mitgemacht, sie sind schwanger!“ Die Bombe war geplatzt. Trotz Wolken im Kopf bekam ich das noch mit und ich sagte: „Das kann nicht sein, ich bin sterilisiert!“

Von da ab wurden alle schrecklich schnell. Mir wurde nicht mal mehr eine Unterschrift abgerungen, sondern ich wurde so schnell in den OP geschoben, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschah. Der Chef selber wollte mich operieren und gab mir sogar im OP noch die Hand.

Toll, wie ich heute finde, denn meistens bekommt man diese Götter in weiß ja nie zu Gesicht. Schon gar nicht, wenn man nur Kassenpatient ist. Dann bekam ich eine Narkose und war weg.

Hinterher habe ich von meinem Freund erfahren, der war in der Zwischenzeit von meiner Schwester angerufen worden und schnell gekommen, dass eine halbe Stunde später zu spät gewesen wäre. Man hat mir beide Eierstöcke, bis auf ein viertel, wegnehmen müssen und der Bauchraum war mit 3 Liter Blut gefüllt, da ein Eierstock geplatzt war. Die OP war eigentlich gut verlaufen und ich hatte mich nach drei Tagen selber aus dem Krankenhaus entlassen. Aber ab da war ich dauerkrank. Ich erholte mich einfach nicht mehr. Mir war immer kalt, ich war nur noch müde und ich bekam mich einfach nicht mehr in den Griff. Und es kamen immer mehr gesundheitliche Probleme dazu. Heute weiß ich, dass mit dieser Situation mein SLE ausgebrochen ist. Das war vor vier Jahren und seit dem 28.4.2004 weiß ich, dass ich an SLE leide. Vier Jahre des Wahnsinns, denn die Ärzte hielten mich teils für eine Spinnerin und teils für Psychisch krank. Ich bin nicht froh über die Diagnose, aber ich bin froh, dass ich nicht spinne. Und eines habe ich in dieser Zeit gelernt: „Höre auf das, was dein Körper dir zu sagen hat, denn niemand kennt dich besser, als du dich selber.“

Diesen Satz „Stell dich nicht so an“, den habe ich bei mir aus dem Gedächtnis gestrichen. Besonders in Hinsicht auf meine Kinder.

Heute weiß ich auch, dass ich schon immer an SLE erkrankt war. Ich weiß es, weil man das Puzzle nach und nach über Jahre zusammensetzen kann. Ich hatte schon immer viele Probleme mit der Gesundheit und mit sechzehn hatte ich die ersten Knochen und Gelenkschmerzen, nur damals hat man mir nicht zugehört.

zoranja

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