Schmerzen

Schmerzen

Schmerzen beeinflussen stark die Lebensqualität und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Das Schmerzempfinden des Einzelnen ist sehr individuell und somit geht jeder Mensch unterschiedlich damit um. Wichtig ist eine gute Schmerzlinderung, so dass sich der Schmerz nicht verselbständigen kann. Sicherlich hat jeder schon mal von Phantomschmerzen gehört: Da hat sich aus dem Schmerz ein Schmerzgedächtnis entwickelt, sich verselbständigt und zum chron. Schmerzsyndrom ausgebildet, das nach bisherigem Forschungsstand nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Wichtig zu wissen ist, dass das Thema Schmerzen im Medizinstudium nur gestreift wird. Die meisten Ärzte wissen sehr wenig über Schmerz und dessen Behandlung und sind aufgrund dessen nicht in der Lage wirklich adäquat zu behandeln. Zudem finden sich nach wie vor ziemlich viele Legenden im Umlauf, was Abhängigkeit etc. betrifft. Ihr müsst euch das Wissen zu dem Thema also überwiegend selbst anlesen und euren Ärzten auf die Füße steigen….. Eines der aktuellsten (und auch für Laien verständliche) Bücher ist Kompendium der medikamentösen Schmerztherapie: Wirkungen, Nebenwirkungen und Kombinationsmöglichkeiten * von Eckhard Beubler (leider ziemlich teuer mit 22 Euro).

Gut ist, dass es inzwischen Ärzte gibt, die als Schmerztherapeuten tätig sind und sich in diesem Gebiet gut auskennen und auch ständig fortbilden. Leider sind sie dünn gesät mit Wartezeiten bis zu einem Jahr !

Neben medikamentösen Möglichkeiten zur Schmerzlinderung gibt es auch gute alternative Therapien, die den Schmerzpegel positiv beeinflussen können. Entspannungstechniken, Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie), Biofeedback, Cranio-Sacrale-Therapie, Akupunktmassage nach Penzel, Ostheopatie um nur einige zu benennen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erst 1986 ein Therapieschema zur Behandlung von Krebsschmerzen entwickelt. Es ist eine stufenweise aufeinander aufbauende Behandlungsstrategie, die beginnend bei der Behandlung von zunächst nur schwachen Schmerzen bis hin zu stärksten Schmerzsituationen den Patienten begleitet und nicht selten ihm völlige Schmerzfreiheit beschert.

Was bei Krebsschmerzen funktioniert sollte auch bei nicht Krebs bedingten Schmerzen möglich sein und so ist es auch. Heute ist das Stufenschema quasi der Rote Faden der medikamentösen Schmerztherapie beim Tumorschmerz, aber auch u.a. bei chronischen Rücken- und Gelenkschmerzen, bei Schmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen, bei Phantomschmerzen und Nervenschmerzen nach Gürtelrosenerkrankung.

Stufe 1

Das Prinzip sieht so aus, dass der Arzt zunächst versucht mit leichten Schmerzmitteln der Stufe 1 (z.B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Metamicol) zu behandeln.

Präparate dieser Stufe, die meist freiverkäuflich sind, d. h. ohne Rezept in der Apotheke besorgt werden können, sollten mit der entsprechenden Sorgfalt verwendet werden. Ein unkritisches Umgehen mit diesen Mitteln kann zu verschiedenen Organschäden führen, wie z.B. Schädigung der Magen- und Darmschleimhaut

Stufe 2

Ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend, werden Schmerzmedikamente der Stufe 2 eingesetzt. Die Schmerzmedikamente dieser Stufe werden zu den schwachen Opioiden gezählt, hierzu gehören die Substanzen Tramadol, Tilidin und Dihydrocodein. 

Stufe 3

Helfen auch diese nicht, kommen die starken Opioide (z.B. Morphium, Fentanyl-Pflaster) der Stufe 3 zum Einsatz. Diese Präparate helfen auch noch bei stärksten Schmerzen. Eine Maximaldosis gibt es bei ihnen nicht. Die Schmerzstärke ist hier das Maß für die Dosis. Nicht so bei Schmerzsubstanzen der Stufe 1 und 2, für die jeweils eine für sie eigene Maximaldosis, die therapeutische Grenze ist. Dosierungen darüber hinaus sind sinnlos, da sie keine weiteren Wirkungssteigerungen bringen, dafür aber mehr und stärkere Nebenwirkungen . 

Auf jeder Stufe stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, so dass eine individuell angepaßte Therapie möglich ist. Die Kombination verschiedener Medikamente der gleichen Stufe ist sinnlos, es addieren sich nur ihre Nebenwirkungen, ohne eine stärkere Schmerzbeseitigung zu erzielen.

Richtig angewendet werden die Opioide recht gut vertragen. Sie sind diesbezüglich den Schmerzmedikamenten der Stufe 1, für die nicht einmal ein Rezept notwendig ist, deutlich überlegen.

Zusatzmedikamente

Auf allen Stufen werden zusätzlich Medikamente eingesetzt, die im eigentlichen Sinne keine Schmerzmittel sind, aber bei bestimmten Schmerzarten einen weiteren schmerzbeseitigenden Effekt bewirken. Solche Eigenschaften besitzen z.B. die Antidepressiva, Antiepileptika, Neuroleptika und das Kortison. Diese Medikamente werden in der Schmerztherapie nicht in dem ihnen angestammten Einsatzgebiet, sondern quasi zweckentfremdet als Hilfsschmerzmittel mit großem Erfolg eingesetzt.

Hinweis: Die Langzeiteinnahme von Schmerzmitteln der Stufe 1 ist nicht empfehlenswert, da die Langzeitschäden enorm sein können und wir Lupis ja schon genug Ärger mit den Organen haben. Die Stufen 2 und 3 sind zur Langzeiteinnahme viel weniger schädlich. Leider gibt es gerade was die Stufen 2 und 3 angeht sehr starke Berührungsängste und natürlich kann es bei gesunden Menschen zur (psychischen) Abhängigkeit kommen. 

Die Abhängigkeit bei Schmerzkranken ist in etwa gleichzusetzen wie die Abhängigkeit der Diabetiker zum Insulin. Ohne das Medikament treten die gesundheitlichen Probleme wieder auf. Aber es gibt keine psychische Abhängigkeit (kein „Kick“-Erlebnis), wenn das Mittel retardiert und streng nach Uhr genommen wird. Erforderlich ist eine enge Zusammenarbeit zwischen gut informiertem Arzt und verantwortungsvollem Patient und die Bereitschaft, dem Schmerz voraus und nicht hinterher zu therapieren.

Weitere Infos:
Dt. Schmerzliga
Onmeda

*Amazon-Partnerlink