SLE und Schwangerschaft – Woher manche Kinder kommen

oder der aufregende Weg einer Lupus-Mama zur und durch die IVF.

Die Vorgeschichte
Als 2001 mein Lupus diagnostiziert wurde, war das Thema Lupus und Schwangerschaft gerade sehr „heiß“. Man ging von „geht keinesfalls“ über zu „wenn die Krankheit es zulässt“. Das war dann natürlich auch Interpretationssache und uns als jungem Studentenpaar eigentlich erst mal auch eher egal. Kinder waren keine geplant und vor allem wollte ich diese seltsame Krankheit überhaupt mal verstehen. Dann hatte ich mein Studium fertig, der Lupus verhielt sich die ersten beiden Jahre sehr ruhig und da wir irgendwie ahnten, dass man beim Lupus Zeitfenster nutzen soll, starteten wir so ganz normal die „schauen wir mal“-Phase.
Wir schauten ziemlich lange. Inzwischen hatte man auf der Rheumaambulanz alle meine Medis abgesetzt, da es mir gut ging und der Augenarzt meinte, vom Resochin irgendwas zu sehen. Azathioprin war damals noch umstritten bei Kinderwunsch, also erst mal nix einnehmen. Schlechte Idee. Es folgte ein erster richtig mieser Schub, mittendrin ließen wir dann doch mal bei meinem Mann nachgucken, wieso ich eigentlich nicht schwanger wurde – mit der Hoffnung, es könnte ja am Schub liegen. Dem war nicht so, irgendwas war problematisch bei meinem Mann, schlechte, wenige Spermien. Es ging jedenfalls so weiter… Lupus immer fieser, das schlechte Spermiogramm erst mal nebensächlich und Schwangerschaft sowieso kein Thema mehr. Im Jahr 2005 dann nahm sich der Wolf auch noch meine Nieren vor. Das war auch der Zeitpunkt, wo ich in meinem Stammkrankenhaus, dem städtischen Krankenhaus, nicht mehr weiter kam. Die plötzlich aufgetretene Eiweißausscheidung von mehreren Gramm wollte man in ein paar Monaten noch mal anschauen, niemand fühlte sich für einen Zwischendurch-Check verantwortlich…Durch einen Zufall kam ich an die Uniklinik in der Hauptstadt, wo man die ganze Sache wesentlich ernster nahm und mich gleich mal für insgesamt zwei Wochen internierte. Nierenpunktion inklusive. Es folgte das damals übliche Protokoll mit 6 Boli Endoxan plus Begleittherapie mit Mesna und – aus heutiger Sicht doppelt gut! – Zoladex. Nach einem fehlgeschlagenen Versuch, die Therapie auf Aza einzustellen, durfte ich das nagelneue Cellcept testen. Es folgten fast zwei sehr lupus-ruhige Jahre. Dafür wurde dann bei meinem Mann ein Hodentumor festgestellt. Irgendwie wahrscheinlich gut, dass er aufgrund der schlechten Vorbefunde schon zur Achtsamkeit ermahnt worden war. Jedenfalls ging die Geschichte glimpflich ab. Vor der OP nahm man noch massenweise Spermaproben und steckte sie in den Tiefkühler. Eine Prozedur, die ich damals einfach nur scheußlich fand. Die allgemeine Lehrmeinung war nämlich, dass ich als Lupi natürlich niemals für eine IVF infrage käme. Logisch, bei den Hormonbomben, die dafür nötig seien, das ginge einfach gar nicht. Zusätzlich wurde die Spermienqualität auch noch so beurteilt, dass eigentlich kein Verfahren wirklich Erfolg versprach. Wozu also das Ganze? Und dann auch die wohlgemeinten, beruhigenden Aussagen der Urologen: „Da haben Sie ja eh genug für sechs Kinder eingefroren“. Das Thema war für uns abgehakt mit allen Konsequenzen. Dann schlug auch der Lupus wieder zu, es folgte eine zwei Jahre dauernde Ärzte-Odyssee. Es wurden x Medikamente ausprobiert, ich war nur noch in Krankenstand und gab dann auch die Arbeit auf. Irgendwann kam ich dann in der Uniklinik auch wieder in interessierte Hände und es kehrte einigermaßen Ruhe ein. Man entschied sich für eine Kombi-Therapie aus Resochin (da war nix an den Augen) und Cellcept plus etwas Cortison und das funktionierte dann auch ein paar Jahre. Wir waren inzwischen in unser Haus am Land gezogen, mir ging es zumindest wieder so gut, dass ich den Alltag hinbekam. Ein paar Schübe hier und da alle paar Monate aber wenigstens ging nichts mehr an die Nieren und Fieber und Schmerzen kriegte ich mittlerweile auch ohne Arztbesuche mit Cortison und paar ein Tagen Nichtstun selber wieder hin.

Der Weg zur Behandlung
Im Sommer 2013 war dann wieder mal ein Paar aus unserem Freundeskreis schwanger und ich kriegte wieder die übliche Krise. Es war eigentlich das erste Mal seit vielen Jahren, dass gesundheitlich von meiner Seite überhaupt an Schwangerschaft zu denken war. Ich war seit einem Jahr bis auf Winzigkeiten schubfrei, die Eiweißausscheidung minimal und das Thema Kinderlosigkeit kochte gerade ziemlich hoch in mir. Mein Mann und ich hatten eine lange Diskussion und irgendwann spät nachts fiel dann die Entscheidung, man könne ja mal nachfragen, ob sich nicht inzwischen auf der medizinischen Seite was Neues aufgetan hat. Immerhin waren ja seit dem letzten Mal, als wir Informationen eingeholt hatten, ein paar Jahre vergangen. Ich war immer noch an der Uniklinik in Behandlung, auf 6-Monate Basis, für dazwischen hatte ich mir eine Rheumatologin in der Stadt gesucht, Wahlärztin zwar, aber alles andere hatte ich durch. Es wurde ein nervenaufreibender Sommer und Herbst! Zuerst Termine bei den beiden in Frage kommenden Instituten gemacht. Eine private „Kinderwunschklinik“ und das Kinderwunschzentrum in einem öffentlichen Krankenhaus. Natürlich überall zwei Monate Wartezeit auf das Erstgespräch und witzigerweise beide am selben Tag. Die Privatklinik hat ein tolles Online-Formular, das vor dem Erstgespräch auszufüllen ist. Ein Hormonstatus und Pap sollen als PDF mit. Hormone macht der Hausarzt, jetzt weiß es also das ganze Wartezimmer und somit der halbe Ort. Mein Mann kriegt zwischenzeitlich kurz die Panik: Hat er eigentlich die Rechnung für den Tiefkühler bezahlt? Ein kurzer Anruf genügt, alles klar, alles noch da. Material für mindestens sechs Kinder. Der Vollständigkeit halber macht er auch noch einen Termin in „seinem“ Krankenhaus, um die Sache von andrologischer Seite zu beleuchten. Man geht die Befunde durch. Die Qualität des Materials ist natürlich nach wie vor mies, mittlerweile hat sich aber auf dem IVF Sektor einiges getan und man sieht zumindest von daher kein Problem mehr. Man empfiehlt uns das öffentliche KH, da man mit denen zusammenarbeite, auch was die Überführung der Frosties angeht. Außerdem seien die Biologen dort wirklich gut darin, auch aus dem schlechtesten Material noch was zu basteln. Dann noch einen kurzfristigen Termin bei der Rheumatologin. Sie hat sich die Sache angehört und war skeptisch, meinte aber, grundsätzlich sei das wohl machbar, aber bitte die Sache mit den Hormonspritzen mit den Fertilitätsleuten abklären. Zuerst aber müsste ich die Medikation umstellen, mit Cellcept ginge das wirklich nicht. Wir stellen also Ende August von Cellcept auf Azathioprin um. Das erste große Zittern. Wenn das nicht klappt, können wir die Sache abblasen. Es klappt aber. Im Gegenteil, meine Werte sind sogar einen Ticken besser und vor allem bin ich die elenden Nebenwirkungen vom Cellcept los und brauche keine Medikamente für den Darm mehr. Es folgt auch noch ein Gespräch mit der Gynäkologin, da wir für die Kinderwunschklinik ja den aktuellen Pap brauchen. Sie sieht überhaupt kein Problem bezüglich der Hormonbehandlung. Und Schwangerschaft bei kontrollierter Krankheit tut laut einem Kongress, wo sie letztens war, den allermeisten Patientinnen sogar gut. Lupus unter Kontrolle, da gibt sie grünes Licht. Die Medis aber schön brav weiter nehmen. Wir fahren in Urlaub, das lenkt ein bisschen ab. Endlich der große Tag: unsere beiden Erstgespräche. Am Vormittag in der Frauenklinik. Das ist eigentlich gar nicht unser Wunschszenario. Nun gut, es fängt schon damit an, dass mein Mann, als er bei der Anmeldung mit rein gehen will, von einer resoluten Schwester angekeift wird, da könne er jetzt aber nicht einfach rein gehen, da muss man sich anstellen. Achso, der Ehemann. Na dann schon. Willkommen in der Krankenanstalt also, diese Umgangsformen kennt man als Lupi ja. Es ist ein ganz normaler Warteraum nur halt mit Klapperstorchmobile und diesen glückliche-Eltern-sagen-danke Babyfotos, die mich beim Frauenarzt immer kirre machen. Um uns herum betreten blickende Paare, seltsame Stimmung. An der Wand ein Jahreskalender mit Humira-Inserat – häh? Wenigstens ist die Wartezeit in Ordnung, ich überlege ein paar Mal, einfach davon zu rennen, das geht sich dann doch nicht aus. Noch mal ein Aufnahme-Pipapo inklusive Fotoshooting für die Titelseite der Akte (damit es nicht zu Verwechslungen kommt).Wir werden von einer hübschen jungen Assistenzärztin empfangen. Die erklärt dann, was jeder Gymnasiast für den Bio-Unterricht googeln kann. Zum Thema Lupus nur ein Satz: „Das müssen Sie mit den Rheumatologen klären, wir schauen hier nur, dass wir sie schwanger kriegen.“ Ich muss noch einen Termin bei der Medikamentensprechstunde vereinbaren, ob ich denn mit meinen Medis überhaupt schwanger werden darf. Blutabnahme Hormonstatus. Gut, wir haben unsere Info und freuen uns auf die Privatklinik am Nachmittag. Dort werden wir nett empfangen. Es gibt Kaffee aus Tassen und ein Sofa zum Warten. Wieder Babyfotos. Ein langes Gespräch an dessen Ende der Doc gerne hätte, dass meine Rheumatologin ihm schriftlich bestätigt, dass die Hormonbehandlung gefahrlos sei. Ja klaro, das macht die sicher, sie hat ja eine tolle Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Als ich dahingehend Bedenken äußere, meint er, er möchte sie anrufen und das besprechen. Klingt so weit ganz gut, vor allem mag ich ja Ärzte, die miteinander reden. Mal sehen, es gibt noch eine Blutabnahme, Hormonstatus und einen Ultraschall plus Pap Abstrich. Langsam frage ich mich, ob die vielen gleichen Tests wohl annähernd gleiche Ergebnisse bringen. Wir googeln dann wieder mal rum, finden aber zum Thema Lupus und IVF rein gar nichts Brauchbares, zwei drei Fallberichte ohne Details. Am nächsten Tag eine lapidare e-mail vom Privatklinik-Doc: die Rheumatologin sei leider dagegen, unter diesen Umständen könne er bei mir keine Behandlung vornehmen. Ich heule eine Runde. Klar, bleibt immer noch die Frauen-schwanger-krieg-Anstalt. Aber wenn die so gar keine Rücksicht auf den Lupus nehmen, soll ich mich das wirklich trauen? Der Privat-Doc hatte große Pläne mit besonders kurzem Protokoll, keine Narkose bei der Punktion wegen der Nierchen usw. Davon war im KH keine Rede. Nun gut, ich muss ohnehin wieder Befunde machen wegen der Medi-Umstellung also wieder zur Rheumatologin. Die ist total ungehalten, behauptet, sie hätte ja nicht gewusst, dass das eine IVF sein muss und nein, das kann sie natürlich nicht unterstützen. Komisch, ich hatte dazwischen ja schon zwei Blutabnahmen bei ihr, wo wir das Thema nochmal besprochen hatten. Gut, sie wurde von Mal zu Mal skeptischer, meinte auch, sie hätte jetzt auf einem Kongress einen Kollegen gefragt, dessen Meinung sei gewesen, er würde es seiner Frau verbieten. Aber immer noch so nach dem Motto, aufhalten kann ich Sie nicht, wenn Sie unbedingt wollen. Nun hat sie das also alles nicht gewusst. Naja, ihr Fazit ist, dass die Natur wohl nicht will, dass wir ein Kind bekommen. Unser Fazit ist, dass wir nicht wollen, dass sie uns weiter berät. Sie gibt mir noch eine Überweisung für den „Kollagenose-Guru des Landes“ (ihre Worte), an einem weiteren Krankenhaus in Wien. Wenn ich ihr schon nicht glaube, der würde mir darlegen, warum es nicht geht. Erst weiß ich nicht recht, was ich damit anfangen soll. Mache dann aber doch einen Termin. Wahnsinn, innerhalb von zwei Wochen einen Termin beim Wunscharzt in einer Rheumaambulanz. Das KH muss ich mir merken. Der Termin ist dann auch wirklich gaaaaanz toll. Ein Arzt in unserem Alter, sieht die Sache total locker. Das weiß man doch mittlerweile, dass es nur ums Östrogen ginge und das wird ja bei einer IVF nicht eingesetzt und überhaupt seien das ja keine Bomben mehr heutzutage. Lupis dürfen ja auch die Pille wieder nehmen. Vielmehr könne die Schwangerschaft ein Problem sein, aber wenn er sich mich und meine Werte und den Verlauf so anschaut, spricht nichts dagegen. Und warum ich denn nicht bei uns in der Nähe in Behandlung sei. Ich erkläre ihm kurz, warum ich damals weg gegangen bin. Er meint, da gibt es aber jetzt einen neuen Rheumatologen, ein Studienkollege von ihm, sehr nett und sehr kompetent. Ist doch absurd, immer so weit anzureisen, zumal ja auch die niedergelassene Rheumatologin vor Ort jetzt wegfällt, was er verstehen kann. Er ruft also den Kollegen in unserem städtischen Krankenhaus an, legt ihm meinen Fall dar, und ich darf mit der Empfangsschwester einen Termin vereinbaren. Am selben Tag nehme ich an einer Fokusgruppe für Leben mit Lupus in Wien teil. Irgendwie bin ich nicht ganz bei der Sache, aber ein nettes Treffen. Zwischenzeitlich trudelt dann noch eine e-mail vom Mitbesitzer der Privatklinik ein. Er könne sich das unter Umständen schon alles vorstellen, ich sollte doch einmal, da ich ja ohnehin dort in Behandlung sei, einen bestimmten Nephrologen an der Uniklinik kontaktieren, wenn der so ein Attest schreibt, dann geht das so. Nun gut, so irgendwie aus Höflichkeit schicke ich dem besagten Doc eine e-mail mit der Bitte um einen Termin. Er weiß Bescheid, was ja immerhin löblich ist, meint aber, er sei da nicht der richtige Ansprechpartner (ach, echt jetzt?). Ich soll doch bei meinem nächsten Kontrolltermin auf der Rheuma mit dem Professor reden, der hat da auch Dienst. Da dieser Termin schon zwei Wochen später ist, und wir nach dem Termin mit dem „Guru“ ziemlich high sind, ist die Wartezeit auszuhalten. Zumal auch dazwischen wieder was weitergeht. Ich absolviere die Medikamentensprechstunde, lasse mir sagen, was ich ohnehin schon weiß. Dass ich alle Medikamente weiter nehmen soll. Dass ich mit allen Medikamenten auch stillen kann. Dass ich ASS nehmen muss und dass ich viele Herzechos machen werde und dass ich eine Präeklampsie kriegen kann und dass das eine sehr, sehr schwierige Schwangerschaft werden wird. Dass wir uns das ganz gut überlegen sollen, denn am Ende hätten wohl wieder viele Ärzte die Aufgabe, uns aus dem Schlamassel zu helfen. Am selben Tag gibt es auch die Befundbesprechung. Nicht viel Neues, mein Hormonstatus ist okay, Eierstockreserve auch, dank Zoladex. Zwei Tage später ein Anruf, ich soll doch bitte ganz dringend in einem anderen Krankenhaus einen Termin ausmachen, mit meinen Schilddrüsenwerten stimmt was nicht und diese speziellen Tests machen nur die dort. Leichte Panik, was ist das jetzt wieder? Ich kriege meinen Termin innerhalb weniger Tage und mache nochmal ein paar genauere Schilddrüsenwerte plus einen Ultraschall bei einem netten Doc, der mir erklärt, dass alles normal ist. Ich war jetzt gefühlt schon in jedem KH des Landes. Jetzt also noch der Routinetermin in Wien. Der Professor gesteht mir zu, dass ich mir das schon gründlich überlegt haben werde, ich sei ja kein Teenager mehr und wegen der Hormonspritzen macht er sich keine Sorgen. Am ehesten, und darauf sollen wir uns halt einstellen, wird die ganze Sache einfach nicht funktionieren. Aber probieren sollen wir es auf jeden Fall. Und wegen der Schwangerschaft an sich und den Risiken meint er noch, die Krankheit ist stabil, meine Medikamente muss und kann ich weiter nehmen. Und ja, der neue Kollege bei uns in der Provinz, den kennt er gut, klar, der soll mich betreuen, ist ja auch mühsam immer so weit zu fahren. Sie treffen sich sowieso oft, wenn was wäre. So ein Attest für den Kinderwunsch-Doc kann er aber jetzt echt nicht schreiben, das muss ich verstehen. Tu ich. Wir haben uns ohnehin für die öffentliche Variante entschieden. Ab jetzt hagelt es dann Arzttermine. Ich kann mittlerweile verstehen, warum so viele ansonsten gesunde Paare so einen Horror vor einer IVF haben. Man muss schon einiges an Arztkittelgewimmel aushalten. Es ist jetzt Dezember, fehlt noch der Termin im Städtischen bei dem neuen Rheumatologen, ich bin total gespannt. Auch hier eigentlich nichts Neues, IVF kein Problem, Schwangerschaft, bekannte Risiken aber es spricht nichts dagegen. Und achja, den Chef von der IVF, den kennt er eh gut, mit dem hat er studiert, wenn da irgendwas wäre, da redet man schon miteinander. Jetzt ist erst mal Weihnachten und Ruhe. Ganz schön schwierig, die ganzen Verwandtentermine, wir sind einigermaßen hibbelig, wollen aber keinesfalls irgendwas verraten, bevor wir selber mehr wissen. In der Zwischenzeit habe ich noch einen echt üblen Infekt, der auch noch auf die Ohrspeicheldrüsen geht und ich Idiotin lasse mir Ibuprofen geben… Gerade noch mit einem Cortisonstoß einen Schub abgewendet.

Es geht los!
Gleich nach den Ferien dann der entscheidende Termin beim Oberarzt auf der IVF. Wir haben ja im Dezember schon meine Befunde mit ihm besprochen, das war alles sehr kurz und routinemäßig. Auch jetzt fühlen wir uns wieder überhaupt nicht „besonders“. Er guckt sich alle Befunde an, hört sich kurz unsere Geschichte an, meint dann lapidar, wann denn meine letzte Periode gewesen sei und sagt dann: „Gut, dann geht’s wohl in zwei Wochen los, sie rufen zwischen dem ersten und dritten Tag der Periode an und dann kriegen Sie alles mit, was Sie brauchen“. Unfassbar. Mit der ganzen Warterei ist die Medi-Umstellung jetzt auch schon die erforderlichen sechs Monate her und ich bin schubfrei geblieben. Den klitzekleinen Medi-induzierten Schub lasse ich jetzt mal außen vor. Es soll also tatsächlich los gehen. Wir schieben noch einen kleinen Urlaub ein, da wir einen Gutschein zu verbrauchen haben und wir falls….die Sache klappt….wohl nicht mehr dazu kommen. Ich habe einen saumäßigen Zyklus und hoffe die ganzen drei Tage, dass die rote Tante keine Lust auf Skifahren bekommt. Kaum daheim kriege ich tatsächlich die Periode also auf und die Spritzen abholen. Ich kriege eine äußerst kurz gefasste Einschulung in einem gerammelt vollen Behandlungszimmer, neben mir findet ein anderes Gespräch statt und permanent klingelt das Telefon. Ich verstehe kaum was und kriege irgendwie auch gar nichts mit. Außerdem muss noch mal ein Hormonstatus gemacht werden und erst wenn der passt, darf ich heute Abend anfangen. Ich soll so um 14:00 angerufen werden, wenn was nicht stimmt und wenn ich keinen Anruf kriege, darf ich loslegen. Nun, erfahrene Lupis werden hier schmunzeln. Selbstverständlich habe ich um 14:15 angerufen, ob ich auch wirklich anfangen darf und nicht nur einfach vergessen wurde. Dass um 13:45 irgendein sturzbetrunkener Fremder bei mir angerufen hat, um mir zu erklären, dass er sich  verwählt hat, war wohl ein kleiner Gag des Schicksals. Jetzt war es halt echt gut, dass es mittlerweile alles, wirklich alles, auf Youtube zu sehen gibt, denn nach den Anweisungen der gestressten Schwester habe ich null Ahnung, was genau ich mit all den Ampullen und Spritzen anfangen soll. Aber mit der Anleitung aus dem Netz klappt es. Jetzt gibt es fast täglich Ultraschall-Kontrollen, um meine Eizellen zu zählen und die Dicke der Gebärmutterschleimhaut zu messen. Alles sehr, sehr Krankenanstalt und nummernmässig. Da nimmt der Arzt schon mal mit dem Ultraschallstab in situ noch schnell ein Telefongespräch an. Ohne meine einschlägige Erfahrung wäre das alles wahrscheinlich schon ziemlich seltsam und auch schwer zu ertragen. Da diese Behandlung auf Wunsch in der Leistung inkludiert ist, nehme ich psychologische Betreuung in Anspruch. Das hilft sehr und würde ich jeder Frau bzw. eigentlich jedem Paar in dieser Situation empfehlen. Vor allem die viele Warterei ist sehr zermürbend und gibt viel Gelegenheit, sich den Kopf sinnlos mit Fragen und Ängsten anzufüllen. Da das Problem ja nicht auf meiner Seite ist, komme ich mit einer relativ milden Stimulation aus. Es wird ein Antagonistenprotokoll gefahren, hier und dort anhand der US Kontrollen korrigiert und abgestimmt. Alles ist sehr routiniert und ich habe nie das Gefühl, dass irgendwas an mir merkwürdig oder nicht so wie im Lehrbuch ist – das zumindest ist mal ganz was Neues! Mein Bauch zwickt, ich weiß jetzt, wo meine Eierstöcke sind und ich habe ständig Kopfschmerzen, bin aber nicht sicher, ob das nicht noch Nachwirkungen von dem Nebenhöhleninfekt sind. Der Lupus zeigt sich unbeeindruckt, nur einmal kriege ich nachts plötzlich einen dicken Finger, ist aber bis Mittag verschwunden. Es passieren ein paar seltsame Sachen mit meinem Körper, aber wieder mal weiß das Netz das alles schon und ja, alles normal. Ich traue mich jetzt, in einschlägigen Foren zu forschen und fühle mich endlich so, als gehörte ich echt dazu. Nebenbei habe ich wohl von der ganzen Ultraschallerei eine blöde Pilzinfektion bekommen und bin genervt, weil das irgendwie niemanden interessiert. Laut einschlägigen Foren wohl auch normal. Ich spritze also brav und kriege das auch schon ohne blaue Flecken hin, gehe zur Psychologin und habe mir eine Serie entsprechender Meditationen runtergeladen.  Am 10. Februar dann nach 12 Behandlungstagen die Eizellpunktion. Der Privat-Doc wollte das ja ohne Narkose machen. Nun, ich bin sehr schmerzempfindlich und sehr ängstlich und wenn es mir auch leid tut, wenn meine Nieren das Mittel grad nicht mochten (wofür es keine Beweise gibt), ohne Narkose würde ich das nie, nie, nie machen lassen. Denn die Schmerzen danach lassen erahnen, wie das wohl so gewesen wäre. Wir haben eigentlich den ganzen Vormittag Spaß bei der Sache, es gibt wieder viel Warterei, da alles genau nach der Uhr passieren muss, man aber ewig lang vorher da sein muss und tausend Zettel unterschreiben und Blut abnehmen und Harnproben abgeben und so weiter. Wir sehen alles locker, diese Prozeduren kennen wir ja und dass ein Anästhesist kommen muss, um bei mir eine Vene zu finden, schreckt uns jetzt nicht sonderlich. Die Punktion selber kriege ich ja nicht mit. Danach noch ein bisschen rumliegen. Ich soll drei Tage lang 50 mg Cortison nehmen. Das verweigere ich, da ich ja ohnehin immunsupprimiert bin und mir sicher keinen Cortison-Entzug anfangen will, den ich unvermeidlich brauchen werde. Ich verbringe dann einen Nachmittag auf dem Sofa und lasse mich verwöhnen. Ich habe echt Schmerzen und werfe ein Tramal ein, gut, wenn man so was im Haus hat. Damit ist bis zum Morgen alles gut. Der Lupus schläft immer noch, nicht mal dieser Stress konnte ihn wecken. Jetzt noch mal zittern, sechs Eizellen hat man abgesaugt, der Rest passiert im Labor, Mittwochs bitte anrufen. Ich habe Mittwochs ein Treffen mit der Psychologin, das passt ja. Gehe danach gleich mal rüber zum Labor und frage nach. Ja, am Ende sind es drei Embryonen geworden, werden jetzt bebrütet, am Wochenende wird wohl transferiert, ich werde angerufen. Beim Rausgehen sehe ich, dass ich zwei Anrufe von der Klinik am Handy habe, ordne beide Nummern der Psychologin zu, die mich angerufen hatte, dass sie ein paar Minuten später kommt. Vergesse total, die Mailbox abzuhören, weil gleichzeitig mein Mann schon das fünfte Mal anruft und wissen will, was denn nun das Labor gesagt hat. Später am Abend horche ich doch mal rein und werde informiert, dass man eventuell doch schon am nächsten Tag transferieren möchte, ich soll doch bitte gleich morgens um 8:00 im Labor anrufen. Die Nachricht kam wohl, als ich dort gerade bei der Tür raus ging. Am nächsten Tag geht’s tatsächlich um den Transfer. Ich soll bitte gleich und mit halb voller Blase (äh, okayyy) erscheinen. Einer der Embryos hat sich so toll entwickelt, den müssen wir gleich einsetzen. Die beiden anderen werden eingefroren. Wow, das macht jetzt drei Chancen und ich bin plötzlich total entspannt. Ich geh‘ mein Kind abholen! Der Transfer ist eine richtig schöne Erfahrung, soweit man das in dem Zusammenhang sagen kann. Endlich ist mal niemand gestresst, die Biologin kommt und zeigt Fotos von unserem Embryo. Ich weiß irgendwie nichts damit anzufangen, aber angeblich ist er besonders schön, was nicht viel heißt, da es nicht auf die Optik ankommt. Es wird noch ein bisschen gescherzt, bis der Oberarzt kommt. Dann geht alles sehr schnell, mal wieder auf den Stuhl und mal wieder was rein geschoben, Zangen, Röhrchen, Desinfektionsmittel. Ich muss noch ein bisschen liegen bleiben und man lässt uns kurz alleine, sonderlich romantisch wird die Sache aber natürlich nicht. Mein Mann muss dann weg, da er in seinem noch ganz neuen Job einen nicht unwichtigen Termin hat. Ich darf nachhause und habe ein ganz, ganz seltsames Gefühl im Bauch. Ich muss jetzt Progesteron spritzen, gibt’s auch als Zäpfchen aber die sind so eklig, da zahle ich lieber auf. Außerdem muss ich, weil alles so auf die Blase drückt, nachts drei, viermal raus und da sind Zäpfchen jetzt rein technisch schon Mist. Außerdem spritze ich Lovenox weil man ja wegen dem Lupus nicht weiß usw. Hatte nur diskrete SSB Antikörper und keine SSA aber zu Sicherheit halt. Und ASS muss ich jetzt auch nehmen. Jetzt der berühmte 2WW – two week wait. Jede, die schon mal schwanger werden wollte, kennt das ja. Mir wird über die nächsten Tage richtig seltsam. Freitag habe ich plötzlich einen grauenhaften Schmerz im Kreuz, geht mit ein bisschen Paracetamol wieder weg. Am Samstag habe ich einen unglaublichen Blähbauch, links und rechts zwickt es gewaltig, mir ist kotzschlecht und meine Brüste fühlen sich an, als wäre ich im Mammografie-Gerät stecken geblieben. Am Sonntag wird mir das zu unheimlich und ich fahre ins Krankenhaus. Üüüüüüberstimulation läutet es ganz laut in meinem Kopf. Die Rheumatologin hat mir von ihren Erfahrungen auf der Station vorgeschwärmt: Literweise Wasser im Bauch, Atemnot, muss man punktieren….Dort angekommen, werde ich von allen wissend angegrinst. Es soll Blut abgenommen werden, ein Ultraschall wird gemacht. Der diensthabende Arzt stellt leichte Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum fest, die Eierstöcke sind auf 7 cm angeschwollen (ich wusste das vorher auch nicht, also zur Info: normal ist 1 cm). Überstimulation nach dem Transfer ist das und heißt wahrscheinlich, dass ich schwanger bin. Ich will das jetzt gar nicht gehört haben. Aber die Schwester, die mir das Blut abnimmt, gratuliert mir auch. Ich bitte sie, damit bis nach dem Test zu warten. Alle grinsen, mir ist schlecht. Ich soll nachhause fahren und erreichbar sein, es wird jetzt geguckt, ob die Nieren okay sind und wenn das Labor fertig ist, kriege ich einen Anruf. Ich weiß nicht so recht, wohin mit mir und habe nur Angst um meine Nieren. Die Entwarnung kommt pünktlich. Ich lese mich ins Thema Überstimulation ein. Gatorade trinken, viel Salz essen und Proteinriegel und liegen. Liegen ist kein Problem, der Rest auch machbar dank Tankstellenshop. Mir geht’s elend und ich bin so nervös, dass ich die Proteinriegel kaum runterkriege. Die Woche beginnt stressig, mein Bauch tut immer noch weh, ich muss ewig mit der Klinik und der Apotheke rumstreiten, wegen der Progesteronspritzen, wer die jetzt bezahlt oder schon bezahlt hat und so weiter. Dann habe ich auch genau eine Ampulle zu wenig, um bis zum Schwangerschaftstest-Tag zu spritzen, rufe also an, was zu tun ist, ob sie vielleicht diese eine Ampulle wo übrig haben. Ach was, ich soll einfach einen Tag früher testen. Also schon am Donnerstag.

Die Kugelzeit und Geburt
Wir beschließen um 5:30, dass das schon als „morgens“ durchgeht, weil ich nicht mehr schlafen kann und   d r i n g e n s t   aufs Klo muss. Ich will keinen Test machen, ich habe die vielen negativen Tests vor mir, die schon hinter mir liegen und einfach keine Lust. Gehorsam pinkle ich dann doch auf den Karton (die Tests aus dem KH sind wesentlich weniger stylish als die aus dem Drogeriemarkt!) und lasse meinen Mann alleine im Klo. Ich mag nicht mal auf die Uhr gucken aber nach einer gefühlten Ewigkeit krächzt mein Mann dann aus dem Klo, ob der zweite Strich denn jetzt so dick sein muss, wie der erste?! Mir ist auf einmal ganz furchtbar schlecht. Am Vormittag dann wieder ins KH, jetzt soll ein Bluttest den Pinkeltest bestätigen aber wieder sehen mich alle so komisch an und grinsen und gratulieren mir. Ich verbitte mir wieder alles, bis der Bluttest da ist. Ich bin immer noch überstimuliert, aber das Wasser ist wenigstens jetzt weg. Die nächsten Tage geht alles sehr, sehr schnell. Ich habe am Freitag einen Termin bei der Gyn bekommen, hauptsächlich, weil ich immer noch mit dieser elenden Pilzinfektion kämpfe und sich im KH keiner zuständig fühlt. Offiziell bin ich immer noch nicht schwanger, da ja die Herzaktion noch aussteht. Die Gyn macht einen Ultraschall und zeigt mir ein winziges Pünktchen am Bildschirm. Am nächsten Abend habe ich eine bräunliche Schmierblutung. Die Pilzmedikamente bringen gar nichts. Mir ist schlecht und elend und alles und ich weiß wieder nicht so richtig, wohin mit mir. Am Dienstag muss ich zum Rheumatologen. Es wird Blut abgenommen, Harnproben erst, wenn ich keine Infektion mehr habe. Nach weiteren zwei Wochen endlich die Erlösung. Eigentlich sollte es nur ein Kontrollultraschall sein, aber der Punkt hat es eilig und zeigt schon eifrigen Herzschlag. Damit ist für mich das Abenteuer IVF beendet, der Versuch gilt als erfolgreich und ich bin offiziell schwanger und ab jetzt alles ganz normal, bitte zur Niedergelassenen für alles weitere. Bis zur 12. SSW soll ich Lovenox spritzen, das Progesteron kann ich jetzt weglassen und das ASS bis zur 32. SSW weiter schlucken. Zusätzlich krieg ich noch Magnosolv und ich soll mir ein Pilzmittel aus der Apotheke holen. Am Nachmittag rufe ich dann meine Mutter an, und kläre sie auf, warum wir uns in letzter Zeit so rar gemacht haben. Sie hat sich schon was gedacht. Dann noch die Schwiegermutter informiert. Eigentlich ist mir das alles viel zu früh und ich bitte auch um totale Nachrichtensperre allen anderen gegenüber. Den nächsten Verwandten gegenüber kann ich es aber nicht mehr verheimlichen. Am Montag nochmal zur Gynäkologin, wo man die ganze Aufklärung macht und ein US noch einmal die Schwangerschaft bestätigt. Ich habe noch einmal nachts einen dicken Finger, aber ansonsten zeigt sich der Lupus unbeeindruckt. Das Magnesium hat die elenden Krämpfe beseitigt und meine Brüste sind jetzt monströs, aber schmerzfrei. Ich ziehe los, um mir neue BHs zu kaufen und fühle mich zum ersten Mal wieder richtig entspannt-aufgeregt. Das Rheuma-Labor war auch unauffällig. Dann geht es so dahin. Anfang April kriege ich den Mutter-Kind-Pass, man sieht schon die Zahnanlagen. Ich gehe zu einem Workshop über Ernährung in der Schwangerschaft und habe dann Angst, verhungern zu müssen. Ich google ein bisschen herum, weil mir die Sache mit der Präeklampsie nicht aus dem Kopf will. Gerate auf die Seite der Gestosefrauen und bestelle gleich mal alle Broschüren. Mit diesem Ernährungsplan kann ich was anfangen: viel essen, viel Fleisch vor allem und schön salzig. Genau darauf habe ich auch Lust. Mittlerweile ist mir weniger übel, ich bin wieder weniger müde und der Bauch fühlt sich nicht mehr so labil an. Kaum Arzttermine derzeit. Ab jetzt ist irgendwie überhaupt nicht mehr die Rede von Hochrisiko oder irgendwas. Ich fühle mich viel zu wenig überwacht. Die Klinik ist nur für die Sondersachen zuständig, die Gynäkologin überentspannt. Da mir die Zeit zwischen erster und zweiter Mutter-Kind-Pass-Untersuchung zu lang ist, bitte ich um eine Zwischenuntersuchung bei der Gynäkologin. Die ist genau am Geburtstag von meinem Mann und der Zwerg winkt ihm auch tatsächlich zu. Die nächste Untersuchung ist Anfang Juni, der Zwerg ist jetzt irgendwie schon zu groß für den Bildschirm. Wir haben uns bewusst gegen die üblichen 35+ Untersuchungen entschieden, da das viel zu viel Stress bedeutet und sie bei näherer Betrachtung auch nur vage Ergebnisse bringen. Zusätzlich viele Geschichten aus dem Bekanntenkreis, wo nach negativen Ergebnissen völlig gesunde Kinder zur Welt kamen. Ich habe einen Termin mit einer Hebamme vereinbart, so eine einmalige Beratung ist jetzt neu im Rahmen des Mutter-Kind-Passes und kostenlos. Was soll ich sagen, diese drei Stunden haben mir wesentlich mehr gebracht, als alle Arzttermine zusammen. Eine absolute Empfehlung! Ich habe auch eine Shiatsu-Therapeutin im Ort gefunden, die noch dazu speziell mit Schwangeren arbeitet. Die Behandlung ist unglaublich angenehm und Baby scheint es auch zu gefallen. Auch zum Schwangeren-Yoga gehe ich, das ist mal was anderes als mit meiner üblichen Yoga-Lehrerin. Die ganze Schwangerschaft verlief vom Lupus her total unauffällig. Es gab noch einige aufregende Termine im KH, weil man ja wegen meiner SSA und SSB Befunde, obwohl sehr grenzwertig, doch die ganze Herzecho-Routine machte. Das heißt von der 20. bis zur 25. SSW wöchentlich abwechselnd auf der Pränatal-Ambulanz und auf der Kinderkardiologie antanzen und den Zwerg ganz lieb bitten, für einen Blick in alle vier Herzkammern doch mal still zu halten. In der 16. Woche ließen wir ein Organscreening machen, die einzige Zusatzuntersuchung von den altersbedingten. Hier hatte ich wieder mal Pech mit der Ärztin. Es war die selbe, die die Medikamentensprechstunde mit uns gemacht hatte. Sie hatte damals schon schwarz gemalt von wegen es sei ja keine Frage, ob ich eine Präeklampsie bekäme, sondern nur wann und so weiter. Jetzt wirkte sie erst richtig sauer, dass es tatsächlich geklappt hatte und moserte nur herum, dass es für ein Screening sowieso zu früh sei (warum das dann aber genau jetzt vorgesehen ist…keine Ahnung) und nur weil jetzt alles okay ist, heißt das gar nichts. Daran hatte ich doch ein paar Tage zu kauen. Beim zweiten Herzecho-Termin hatte ich dann wieder Glück und einen total netten Arzt, der auch den Rest noch mal anguckte und mich total beruhigt hat auch bezüglich Präeklampsie, alle Gefäße seien völlig okay und wenn das jetzt so ist, dann bleibt das auch so. Es wurde noch Blut abgenommen, um ein paar spezifische Marker zu testen. Die sind wohl ganz neu und wenn negativ dann sicher negativ. War so. Und ich wieder beruhigter. Leider gab es dann noch ein paar Abenteuer und eine Nacht im KH wegen einer leichten Blutung. Es wird nichts gefunden, meine Gynäkologin meint bei der Kontrolle ein paar Tage später, das lässt sich erstens mit der Blutverdünnung und zweitens mit dem Durchfall erklären, den ich zuvor hatte. Erst einen ganzen Monat später trudelt ein Brief von der Klinik ein, mein Abstrich hätte was gezeigt, ich muss 14 Tage lang Antibiotika nehmen. Schön, dass ich das auch erfahre. Später dann noch ein falscher Wehenalarm von der Gynäkologin bei der vorletzten MUK Untersuchung, wieder in die Klinik gedüst. Dort erklärt man mir, dass das keine Wehen sind, denn Wehen tun weh. Habe ich mir irgendwie schon gedacht. Aber es gibt trotzdem einige Kontrolluntersuchungen und am Ende Progesterontabletten, zur Sicherheit. Das letzte Drittel der Schwangerschaft war einfach nur noch anstrengend. War mir die ersten Monate noch ständig schlecht, so hatte ich jetzt einfach nur noch Heißhunger auf Kalorien. Wegen der unklaren Blutungen (sehe ich heute als völlig bedeutungslos aber naja) und der grenzwertigen Zervixschwäche (ebenso) traute ich mich fast gar nichts mehr zu machen und verbrachte die meiste Zeit auf dem Sofa. Als dann in der 35. Woche das Schlimmste rum war, ging ich mal wieder ausgiebig spazieren, stolperte über einen Grashalm und brach mir die Schulter, aber das nur nebenbei (kriegte ich mit Physiotherapie lange nach der Geburt wieder hin). Die Geburt selber verlief dann auch einigermaßen anders, als geplant. An 38+1 hatte ich abends einen Blasensprung. Also auf in die Frauenklinik, bringen wir die Sache dort zu Ende, wo sie angefangen hat. Ich hatte auch relativ schnell dann Wehen, allerdings zu wenig, um schon ins Kreißzimmer zu dürfen. Kurz nach Mitternacht wurde es der Schwester auf der Station aber zu bunt, ich konnte nicht im Zimmer bleiben, da mein Geschnaufe den anderen Frauen und deren frischen Babies nicht zumutbar war. Am Gang auf und ab laufen wollte ich aber auch nicht mehr. Also schickte sie mich mal runter, ich solle mir ein Entspannungszäpfchen geben lassen. Ja toll. Jetzt ist es aber so, dass – nennen wir es beim Namen – Buscopan vielleicht bei leichten Regelschmerzen was bringt aber gegen Wehen echt sinnlos ist. Und dass die Verabreichung bei mir eine ähnliche Wirkung hatte, wie ein Einlauf, nämlich, dass die Wehen erst recht los legten. Kurz und gut, obwohl ich laut CTG noch immer keine Wehen hatte, durfte ich dann ins Kreißzimmer bzw. weil keines frei war in die Badewanne. Da wollte ich nun gar nicht hin, aber das war egal. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es eine total stürmische Nacht war und das ganze Haus irgendwie zu wackeln schien und ich fühlte mich da so mutterseelenalleine (mein Mann war noch mal weggeschickt worden, da ich ja auf der normalen Station war und keine Besuchszeit) in dieser grausigen Wanne echt nicht wohl. Um 3:00 Uhr morgens reichte es mir und ich schrie schon mehr oder weniger, dass ich jetzt bitte raus aus dem Wasser wolle, ich kriegte schon Schwimmhäute und die Schmerzen waren kein bisschen erträglicher. Ich wurde an Land geholt und kriegte eine Schmerzinfusion, was aber auch keinen Effekt zeigte, keine Ahnung, was die nehmen. Da sich mein Muttermund aber standhaft weigerte, sich irgendwie zu öffnen (und da habe ich das Progesteron in Verdacht, das ich am Ende der Schwangerschaft wegen der grenzwertigen Zervixschwäche bekommen hatte), war eine PDA noch nicht drin. Wenigstens war dann mal ein Kreißzimmer frei und mein Mann durfte kommen. Ich habe dann noch ein paar Stunden dahin geschnauft, nützte die Gelegenheit, meinem Mann und allen um mich rum ordentlich die Meinung zu sagen (unzurechnungsfähig aufgrund der Ausnahmesituation) und dann kam endlich, endlich der Anästhesist und die PDA und alles war gut. Erstmal. Dann noch Schichtwechsel bei den Hebammen und endlich eine vernünftige Betreuung, die nicht im Dauerstress war. Es sollte aber noch den ganzen Tag dauern, bis zum Pressen und dann hatte ich noch eine Wehenschwäche, der Zwerg hielt sich an der Nabelschnur fest und verkeilte sich mit der Schulter und musste am Ende mit der Saugglocke geholt werden. Aus unserer ambulanten Geburt wurde dann doch nichts, weil der Zwerg dann auch noch diese fiese Art Gelbsucht bekam, die man behandeln muss und der Verdacht auf einen Infekt bestand. So verbrachten wir die erste Woche im KH mit dem ganzen Stress, den das mit sich bringt. Ich hatte während der Geburt irre viel Wasser in den Beinen angesammelt, man brachte mir nach zwei Tagen Betteln mal Stützstrümpfe, die größte Größe, kriegte ich aber nicht rauf über die Knie. Ich fragte x-Mal nach einem Arzt, der sich das vielleicht mal ansehen könnte, wegen Nieren-Vorgeschichte und so. Ach, das macht nichts, hier haben Sie Globuli und Schüsslersalze, das wird schon wieder. Es wurde auch wieder, aber gerade noch rechtzeitig, bevor ich mir was überzog und ins andere Gebäude rüber zu meinem Rheumatologen ging. So toll das Team im Kreißzimmer war (übrigens holte ihn dann am Ende der selbe Oberarzt wieder raus, der den Transfer gemacht hatte), so lasch war die Geburtenstation und die Neugeborenenstation, wo der Zwerg dann hin musste. Ärzte kriegte man sowieso nicht zu Gesicht, alles wurde mit Globuli und Schüsslersalzen behandelt. Gut, mit dem vielen Milchzucker funkionierte wenigstens meine Verdauung und ich musste nicht schon wieder Zäpfchen nehmen, so wie die anderen. Andererseits kriegte der Zwerg die Megabomben Antibiotika, weil das CRP erhöht war. Dann wieder nicht mehr, weil der dritte Venenzugang irgendwann auch rausfiel und kein Arzt da war, der einen neuen gemacht hätte. Dazu dieser idiotische Stress mit dem Stillen und Abpumpen und das grauenhafte Essen, die ständige Trennung vom Kind, weil er ja in diese Blaulicht-Box musste. Ich würde mir wohl mit einem zweiten Kind nicht mal mehr ein Viertel von all dem gefallen lassen, aber jetzt weiß ich vieles besser. Zeitweise fühlte ich mich wieder so wie damals, als der Lupus noch neu war und ich keine Ahnung hatte. Ärzte, die einen mit Halbsätzen abspeisen, Personal das sowieso von nix eine Ahnung hat und man selber hängt im Internet und versucht, sich schlau zu machen. Irgendwann durften wir dann aber doch nach Hause und uns aneinander gewöhnen und uns unser neues Leben angucken.

Nach der Geburt
Der Lupus hat jedenfalls bis kurz nach dem Abstillen mit gut 8 Monaten Ruhe gegeben. In den letzten Schwangerschaftswochen hatte ich zwar eine erhöhte Eiweißausscheidung, aber den Befund hatte ich zum Glück erst nach der Geburt in der Post, also kein Stress deshalb und es war danach auch schnell wieder auf – für meine Verhältnisse –  normal. Wir hatten dann die Idee, doch mal wieder das Cortison zu reduzieren und ich glaube, dass der Schub, der dann doch kam, eigentlich damit und nicht mit der Schwangerschaft zu tun hatte. Es war auch nur ein kleiner Schubs, ordentlich Cortison drauf und Ruhe war. Natürlich zehrt so eine Schwangerschaft und mehr noch die erste Zeit danach an jeder Frau und als Lupi hat man es sicher schwerer. Ich war die ganze Schwangerschaft so unendlich müde und gegen Ende so träge und schlapp, ich merkte schon, dass mein Körper da ordentlich dran schluckte. Es war gut, dass der Sommer 2014 total verregnet war, denn die geringste Hitze ließ meine Beine und Hände anschwellen, sodass ich in totale Panik verfiel. Gut, dass ich mir auch gleich zu Beginn der Schwangerschaft einen neuen Hausarzt gesucht hatte. Dort konnte ich jederzeit mal auf einen Harnstick vorbeikommen, um mich wegen der Nieren zu beruhigen. Man braucht einfach ein gutes Netzwerk aus Ärzten, das ich mir mit viel Mühe dann ja auch geschaffen hatte (habe ich schon erwähnt, dass der Arzt, der sich auf der HNO meiner Nebenhöhlen angenommen hatte, der Nachbar von meinem neuen Rheumatologen…ach was, sagen wir einfach, die Welt ist sehr, sehr klein in der Medizin). Und als Lupi-Schwangere und Mutti darf man nicht darauf verzichten, sich immer und überall Hilfe zu holen. Gesunde Mütter mögen es durchziehen, dass sie ihr Kind voll stillen und niemals alleine lassen. Unser Zwerg musste einfach mal mit Oma und der Flasche vorlieb nehmen, weil ich ihn zu einem Röntgentermin beim besten Willen nicht mitschleppen wollte und konnte. Mittlerweile schläft er gerne mal bei der einen oder der anderen Oma und ich kann mir mal eine Auszeit nehmen und eine ganze Nacht durchschlafen. Der Lupus ist nicht mehr so ruhig wie kurz vor und während der Schwangerschaft, was ich ganz einfach auf die erhöhte Belastung zurück führe. Unser Zwerg war leider ein richtiges Schreibaby und das hieß wenig Schlaf, wenig Nerven und noch mehr Arzt- und Therapietermine. Es zwickt wieder hier und dort, morgens sind die Finger dick, ich habe seit einem Jahr offene Stellen in der Nase und man sieht den Schmetterling wieder recht deutlich, die Haare sind Flusen und ich bin ständig einfach nur müde und kriege abends oft erhöhte Temperatur, wenn mal wieder besonders viel los war. Alles wieder beim Alten also. Es gibt Momente, wo ich gesunde Mütter einfach nur beneide, die mit ihren Kids in der Spielgruppe am Boden rumkugeln und dann einfach wieder aufstehen können, ohne Schmerzen im linken Handgelenk. Die sich keine Gedanken machen müssen, wie sie ihre Arzttermine mit den Babysittern koordinieren können. Die sich nicht fragen müssen, wie sie ihren Kindern mal erklären sollen, warum die Mama zum Frühstück so viele Bonbons essen darf. Aber das sind alles natürlich keine Gründe, sich gegen das Abenteuer Mutterschaft zu entscheiden, für mich jedenfalls nicht.

Informationsbeschaffung
Es ist ja grundsätzlich so, dass man heute fast alles im Internet findet. Nur zum Thema IVF und Lupus konnten weder wir noch unsere daran interessierten Ärzte was Anständiges von Google kriegen. Ich hab es dann auch sein lassen und mich erst wieder mit dem Thema beschäftigt, als der Zwerg schon da war. Was im Nachhinein auch gut war, denn wie immer ist es natürlich so, dass sich in Foren und Facebook-Gruppen meist nicht die Leute austauschen, bei denen alles glatt lief. Liest man dann den fuffzigsten Beitrag über Fehlgeburten, schwere Schübe, grausige Geburtsfehler usw. kann einen ganz schnell der Mut verlassen. Und wenn man schwanger ist, sollte man sowieso nicht zu viel herumsuchen im Internet! Das Hirn ist da irgendwie nicht mehr fähig, die Informationen richtig zu deuten 😉

Hier habe ich dennoch gute Informationen raus ziehen können und einige Lupus-IVF-Mamis kennengelernt: Facebook: Lupus, Pregnancy, and Motherhood (geschlossene Gruppe).

Immer wieder natürlich urbia.de, 9monate.de, babycenter.de und all die anderen Schwangerschafts-Seiten.

Auch sehr wichtig für mich: gestosefrauen.de bzw. gestosefrauen.at.

Dieser Erfahrungsbericht entstand auch deshalb, weil ich selbst im Internet gar nichts zu dem Thema finden konnte. Gut, die skeptischen Ärzte hätten sich wohl dann auch nicht überzeugen lassen und auch die Fotos von gesunden Lupus-IVF Babies aus der Facebookgruppe hätten da nicht helfen können. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich mich immer wohler fühle, wenn ich zumindest ein paar Google-Ergebnisse von Wert zu einer Sache kriege. Ich habe ganz bewusst in diesem Erfahrungsbericht keine genauen Namen von Ärzten und Institutionen genannt. Auch bin ich nicht im Detail auf die IVF/ICSI-Behandlung eingegangen, da das ja eine Lupus-Seite ist. Wenn jemand also dazu noch Fragen hat, bitte ich um Kontaktaufnahme per e-mail (mausilope@gmail.com). Ich stehe gerne, so weit es mir möglich ist, für Auskünfte praktischer oder persönlicher Art zur Verfügung!