Meine erste Kur
1. Tag, Anreise
7 Stunden Bahnfahrt – meinen großen Koffer habe ich per Haus-zu-Haus Service bereits zwei Tage vorher auf die Reise geschickt – verlaufen eigentlich ganz entspannt. Leider verschlafe ich just die schönste Strecke durch die Berge…Schließlich komme ich am Endbahnhof an, in einer Stadt ca. 15 Minuten Autofahrt von meinem Ziel, dem Kurheim entfernt. Ein freundlicher Mitarbeiter der Kuranstalt wartet bereits auf mich und endlich hievt mir auch mal jemand mein Gepäckwägelchen hoch. Von der Fahrt bekomme ich fast nichts mehr mit, ich habe nach den Stunden im Zug völlig die Orientierung verloren. Außerdem fühle ich mich ziemlich schlapp, der Krankenhausaufenthalt und die Erkältung, die mir davon immer noch nachhängt haben mich doch einigermaßen geschafft. So komme ich dann heilfroh endlich im Kurheim an. Gleich mal der erste Schock: es werden gerade neue Zimmer zugebaut, Baustellenlärm ist angesagt. Am Empfang liegt schon mein Zimmerschlüssel bereit und auch gleich das „Programm“ für den nächsten Tag. Die Therapien werden nämlich auch schon vor der ärztlichen Untersuchung eingeteilt, da wegen der anstehenden Feiertage einiges ausfallen wird. Der Rest des Sonntags verläuft mit Kofferauspacken und einem kurzen Saunagang. Dann ist Orientierung im Haus angesagt. Ich bin im Neubau untergebracht, das Zimmer ist ein Doppelzimmer. Man bekommt aber automatisch ein Doppelzimmer für sich alleine ohne Aufpreis, was wirklich sehr nett und höchst ungewöhnlich ist. Gleich die Stiege runter finde ich eine Kräutertee-Bar, wo täglich ein anderer Heiltee angeboten wird. Im Restaurant gibt es verschiedene Tees zum Selbst-Aufbrühen.
Meine Finger sind immer noch dick und geschwollen, obwohl ich am Morgen das Cortison wieder auf 20mg raufgesetzt hatte. Sehr zuversichtlich bin ich noch nicht. Wenigstens tut das Dampfbad meinen nach-erkälteten Atemwegen gut. Dann gibt’s Abendessen und die spannende Aufgabe der Tischeinteilung. Neben wem soll ich mich für die nächsten drei Wochen setzen? Ein älteres Paar, das ich schon kurz in der Sauna erblickt habe, sieht ganz nett aus und ich werde auch gleich am Tisch willkommen geheißen. Leider gesellt sich dann auch noch der offenbar einzige anwesende etwas senile ältere Mann an unseren Tisch. Er hat kaum noch Zähne und macht auch sonst allerhand äußerst unappetitliche Geräusche und Dinge beim Essen. Aber meine Tischnachbarn nehmen sich um ihn an, mir fehlt dazu ehrlich gesagt nach all dem Stress und vor allem auch nach dem, was sich im Krankenhaus abgespielt hat, die Geduld für Altenpflege. Nach dem Abendessen gibt’s dann noch die übliche Ansprache der Kurleitung, dann
geht’s ab aufs Zimmer. Gleich der nächste Schock: die einzige Straße durchs Tal verläuft genau vor der Kuranstalt, es gibt weder eine sinnvolle Geschwindigkeitsbeschränkungen (irgendwo steht eine 70er Tafel, ab an die hält sich keiner) noch irgendwelchen Lärmschutz. Und gleich ein paar hundert Meter die Straße runter ist ein Sägewerk. Die Holztransporter rasen also ab 5 Uhr morgens bei mir vorm Fenster um die Kurve. Also gut, ordentlich lüften. Fenster zu. Dreimal wache ich nachts auf und habe erbärmlichen Husten. Dabei war der doch daheim schon weg. Naja, irgendwie überstehe ich auch diese Nacht. Meine Finger schmerzen ganz fies und mein erster Gedanke am Morgen: Nix wie nach Hause!
2. Tag
Eine heiße Dusche bringt mich einigermaßen zurück in die Welt. Dann ein schnelles Frühstück vom Buffet, Joghurt und ein kleines Brötchen, damit die Tabletten nicht so alleine im Magen schwimmen. Da geht es auch schon auf zur ersten Therapie: Beckenbodengymnastik. Meine schmerzenden Finger und die Handgelenke, die auch nicht so recht wollen machen mir die Sache nicht gerade leicht. Irgendwie überstehe ich das ganze aber doch. Eine kurze Ruhezeit im Zimmer, dann kommt eine wesentlich angenehmere Sache auf mich zu: Teilmassage. Plötzlich sieht alles schon viel einfacher aus, ich kann doch tatsächlich wieder über meine Schultern gucken! Als nächstes steht Nordic Walking auf dem Programm. Der Waldweg ist schön eben, eigentlich ist das alles wohl wirklich nicht anstrengend, aber mir fehlt nach den vielen Tagen im Bett einfach die Puste. Außerdem ist das Herumgewurschtel mit den Stöcken nicht wirklich meines. Das schöne Wetter und die frische Luft entschädigen mich aber einigermaßen.
- Dann ist es endlich so weit – der Besuch beim Kurarzt. Ich habe brav meine gesamte Befundmappe gebracht und mir einiges überlegt. Das kurze Gespräch gibt mir aber kaum die Zeit, meine derzeitige Therapie darzulegen geschweige denn irgendwas Produktives von mir zu geben, was die gewünschten Therapien angeht. Naja, der Kurarzt (der nur einmal die Woche im Haus ist, ansonsten sind Termine zu vereinbaren) ist Unfallchirurg, was interessiert den so ein einsamer Lupi? Mir fällt immer mehr auf, dass die meisten Leute hier nicht „krank“ im eigentlichen Sinne sind, sondern irgendwelche Unfallfolgen oder orthopädische OPs nachbehandeln. Ich fühle mich wieder mal ziemlich allein und außerdem ziemlich kaputt. Ein zweiter Tag mit 20mg Corti hat nicht viel Besserung gebracht. Vorsichtig jammere ich den Kurarzt noch ein wenig an wegen dem Husten. Antwort: die Luftveränderung wird den schon ausheilen, ansonsten Termin vereinbaren, dann schreibt er mir einen Hustensaft auf wenns nicht besser
wird. Am liebsten hätte ich gesagt: „Sie, ich war jetzt eine Woche auf Opioiden, sie können mir ruhig ein bissi Paracodin geben, ich vertrag’s!“ Alles in allem wieder ein Arztbesuch vom Feinsten. Wenigstens habe ich einige wohlklingende Therapien auf meiner Karte stehen: - 4-Zellenbäder
- Teilmassagen
- Moorpackungen/Moorkneten
- Thermalbäder
- Moorbäder
- Nordic Walking
- Wirbelsäulengymnastik
- Stretching
- Unterwassergymnastik
- Einzelheilgymnastik
Nach dem vorzüglichen, leichten und erstaunlich raffinierten Mittagessen (mit tollem Salatbüffet) gibt es dann noch eine Moorpackung für Schultern und Rücken. Am Nachmittag schlafe ich mich erst mal ein wenig aus und versuche mich auf die kommenden drei Wochen einzustellen.
3. Tag
Die Therapien laufen an, die Gymnastik ist erstaunlich effektiv. Meine Finger schmerzen aber noch immer. Den Nachmittag verschlafe ich so gut wie.
4. Tag
Am Abend gibt’s einen deprimierenden Vortrag der Psychologin. Eigentlich geht’s hauptsächlich um gesundes Essen. Der Umgang mit Krankheit wird nur gestreift und bezieht sich – wie sollte es auch anders sein – eher auf kurzfristige Dinge wie Operationen oder Verletzungen. Aussagen wie „Jede Krankheit stärkt uns und macht uns reifer“ oder „Jede schlechte Sache hat irgendeinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht erkennen können“ machen mich innerlich heiß. Am liebsten würde ich laut rausschreien: „Danke, ich bin überreif, möchte jetzt vielleicht jemand anderer meine Krankheit?“ Meine Schmerzen sind jetzt allerdings weniger geworden, die Nacht habe ich gut durchgeschlafen.
5. Tag
Ich habe mir einen Arzttermin ausgemacht. Im Infoblatt der Kuranstalt habe ich die CO2-Piscine entdeckt, keine Ahnung, was das ist, aber es soll gegen „Mikorangiopathien unterschiedlicher Genese“ helfen – hmmm. Das könnte doch für meine jetzt im Winter wieder aufgeflammten Vaskulitiden in den Finger- und Zehenspitzen sein?! Glück habe ich dann auch noch: mein erstes Thermalbad sollte eigentlich heute Vormittag sein, ich kann es aber gleich morgens machen, jemand ist ausgefallen. Und, was soll ich sagen – es wirkt Wunder. Als ich aus der Wanne steige, fühle ich mich wie ein Gummimensch. Also jedenfalls spüre ich kein einziges Gelenk mehr und meine Finger sind total abgeschwollen. Ich bin ehrlich überrascht! Also den Arzt gleich informiert, dass das Thermalbad wesentlich besser ist, als das Moorbad und dass ich außerdem gerne in die CO2-Piscine möchte. Bumm, zack, bestätigt, nach einer Minute wieder raus. Aber wenigstens habe ich das, was ich möchte!
6. Tag
Cortison reduziert! Die Wirkung des Thermalbads hält vor, ich fühle mich wirklich gut. Habe gleich mal einen Frisörtermin vereinbart, um den Erfolg zu feiern. Leider ärgere ich mich beim Mittagessen über einen Kerl aus der Walking-Gruppe der mir über dem Salatbüffet erklärt, dass ich „falsch gehe“. Na klar, darum hat die Trainerin ja auch gesagt, dass ich’s richtig mache. Der Typ ist mir extrem unsympathisch entsprechend auch meine Antwort. Ich sage ihm, dass mir das ziemlich egal ist und dass ich froh bin, überhaupt wieder einigermaßen flott gehen zu können. Er brabbelt noch was herum, aber ich ignoriere ihn. Am Abend genieße ich also meinen Frisörtermin und fühle ich langsam wieder wie ein Mensch. Nach Wochen des Dahinwuselns und hauptsächlich im Bett liegens.ein großer Fortschritt.
7. Tag
Das WE ist therapiefrei. Am Samstag Nachmittag gibt’s große Ausfahrt: Weihnachtsmarkt ist angesagt. Nach fast einer Woche in kompletter Einschicht ohne Geschäfte und ohne irgendeine Einkaufsmöglichkeit im Hotel oder so freuen wir uns wie die Schneekönige. Die Enttäuschung folgt auf dem Fuß.der Markt ist nicht in der Stadt sondern wieder außerhalb, auf einem großen Hof. So haue ich mal so richtig auf den Putz und gebe einen großen Teil meines Budgets für Naturkosmetik, Kräutersäckchen und ein geschnitztes Schutzengelchen aus. Zum Abschluss gibt’s noch Kaffee und Kuchen, dann geht’s auch schon wieder ab ins Kurheim. Der Markt war aber abgesehen von seiner abgeschiedenen Lage wirklich nett und der Ausflug hat sich gelohnt.
8. Tag
Den Sonntag verbringe ich endgültig total faul lesend in der hintersten Ecke des Schwimmbads versteckt. Es ist nämlich mein Geburtstag und den möchte ich mal zur Abwechslung nur mit mir alleine feiern. Leider klappt das nicht so ganz, meine glückliche Einsamkeit wird am Abend empfindlich gestört durch die „Verleihung“ einer Mini-Torte durch die Kellnerin und allgemeines Absingen von Geburtstagsliedern. Traditionell sollte ich ja jetzt wohl für die noch anwesenden Gäste Schnaps bringen lassen, was ich aber selbstbewusst einfach „übersehe“. Erstens habe ich nicht so viel Geld und zweitens saufen die ohnehin auch ohne meine Spende viel zu viel für Kurbegriffe. Wieder mal wird mir klar, dass ich hier in einer gewaltigen Minderheit bin. Vor allem die älteren Herren und Damen scheinen mittlerweile nur noch in Sachen Kurschatten unterwegs zu sein, was zeitweise wirklich eklig ist. Ich flüchte nach ein paar höflichen Worten auf mein Zimmer.
9. Tag
Toll, heute darf ich mir an jeder Ecke Anzüglichkeiten über mein Alter anhören.Habe total mies geschlafen und muss mich beherrschen, um niemanden zu beleidigen. Aber ein paar positive Dinge gibt es auch: erstens Cortison weiter reduziert und ich konnte meine Nachmittagstherapie vorziehen und so an dem Ausflug zur Schaukäserei teilnehmen. Bei Kaiserwetter machen wir uns auf und spielen „Sendung mit der Maus“ in einem kleinen Familienbetrieb. Schmackhafte Käse, süße Kälbchen und ein totes Schwein im Stall runden das ganze noch ab. Jedenfalls tut sich was und wir wissen, wo wir vor der Heimfahrt noch ein paar Euros lassen können.
10. Tag
Heute ist Zwischenuntersuchung angesagt. Der Arzt zeigt sich zufrieden, Cortison auf 12,5 mg reduziert, die Schmerzen sind fast weg. Am Nachmittag kommt mein Mann, also gibt’s endlich auch mal „Auslauf“ per Auto in die nächste Stadt. Der „City Bus“, der seit gestern in Betrieb ist, hat sich nämlich als Schildbürgerstreich entpuppt. Die Fahrzeiten sind 9:30 (Therapiezeit), 12:30 (Mittagessen, wer schnell ist, könnte es schaffen) und 17:30 (da wäre man dann 15 min vor Ladenschluss in der Stadt und kann mit dem Taxi zurück fahren). Also wird erst mal ausgiebig eingekauft, Taschentücher, Strumpfhosen, Getränke, alles, was es in der Nähe des Kurheims nicht gibt.
11. Tag
Heute gibt’s am Abend einen Vortrag der Wellnesstrainerin. Es dreht sich alles wieder ums Essen und ich kann die Kalorienzählerei nicht mehr hören. Habe schon einige Male bei Tisch fallen lassen, dass der Arzt mir erlaubt hat, Gewicht zuzulegen, weil ich ja Cortison nehme und dass ich gar nicht so wenig essen kann, dass ich nicht zunehme. Um mich herum wird aber nach wie vor gefeilscht, wer weniger Kalorien zu sich genommen hat und wer sich mehr mäßigen kann (und dann gibt’s Nutellabrot zum Frühstück und Camembert als Nachtisch.) Nach dem Essen gibt’s eine nette Fackelwanderung, zu der ich sogar meinen Mann überreden kann.
12. Tag
Heute wird ohne Stöcke gegangen. Habe dem Arzt erklärt, dass mir die Handgelenke weh tun mit den Dingern. Klar gibt’s wieder doofe Kommentare von Mr. Nordic Walking. Heute aber eine andere Trainerin.und siehe da: sie erklärt ihm, dass er’s falsch angeht. Hihi.
13. Tag
Autsch, in den Füßen steckt eine Entzündung. Wahrscheinlich beim Walking übertrieben? Falsche Schuhe? Trotzdem geht’s heute auf die Piste. Es ist der 24. Dezember und die Therapien fallen aus. Warum, das ist uns nicht ganz klar, immerhin ist ja kein Feiertag. Also in die Skischuhe gezwängt und ein paar vorsichtige Schwünge probiert. Läuft gut! Das Wetter ist spitzenmäßig, die Piste menschenleer. Am Abend bin ich ganz schön geschafft, aber zufrieden. Die Entzündung in den Füßen hat sich ein wenig gebessert durch die Bewegung.
Abends Weihnachtsempfang. Für meinen Geschmack etwas zu katholisch, es wird gesungen, gebetet und allerhand wovon ich nichts verstehe. Ein paar Leute fühlen sich etwas vor den Kopf gestoßen da so reingedrängt zu werden. Ansonsten aber ganz nett.
14. Tag
Immer noch schmerzende Füße, werde wohl noch etwas bei meinen 10mg bleiben dürfen. Belohne mich für die gestrige Tapferkeit auf dem Skihang mit einem gemütlichen Saunatag.
15. Tag
Noch ein Saunatag…
16. Tag
So, die Feiertagspause ist vorbei, die Therapien gehen weiter.
17. Tag
Heute findet die Abschlussuntersuchung statt. Der Arzt meint, er sieht dass es mir besser geht. Naja. Jedenfalls soll ich auch daheim mit der Physiotherapie weitermachen. Am Nachmittag reist mein Mann ab und es kehrt wieder die übliche Kurheimroutine ein.
18. & 19. Tag
die Routine geht weiter…, endlich klingen die Entzündungen in den Füßen ganz ab und ich kann das Cortison wieder ein bisschen reduzieren.
20. Tag
Eigentlich ist heute wegen Silvester keine Therapie mehr. Ich habe den Arzt aber gebeten, mir bei dem externen Krankengymnasten noch einen Termin zu besorgen, der heute im Haus ist. Irgendwie kommen mir die vielen therapiefreien Tage langsam ein bisschen übermächtig vor. Nach der Therapie mache ich eine Wanderung ins 4 km entfernte Dorf und lagere ein paar Drageekeksi für den Abend ein. Die Silvesterfeier fällt so aus, wie erwartet.furchtbar in die Länge gezogenes Abendessen, eine Live-Band spielt auf der Elektro-Orgel viel zu laute Musik. Ich schließe mich ein paar alten Leutchen an und verschwinde gegen 22:00 mehr oder minder auffällig in mein Zimmer. Von der Therapie am Morgen und der Wanderung ins Dorf bin ich einigermaßen müde aber zufrieden und so feiere ich ganz still mit mir selber das neue Jahr.
21. Tag
Bin früh aufgewacht und wurde von einer alten Bekannten begrüßt: Hurra, Tante Rosa ist auf Besuch! Mir tun alle Knochen weh und mein Bauch macht auch Mätzchen. Nach den drei Wochen Therapien und viel Bewegung können meine Regelschmerzen ja wohl nicht am Bewegungsmangel liegen! Corti wieder erhöhen – kommt gar nicht in Frage. Erstmal ab in den Wellnessbereich, der wunderbar menschenleer ist. Ein leichter Saunagang und meine Gelenke kommen langsam in die Gänge, auch mein Bauch beruhigt sich in der wohligen Wärme. Bis zum Nachmittag fühle ich mich wieder richtig frisch. Meinen Koffer habe ich schon gestern dem Haus-zu-Haus Service übergeben. Etwas lästig mit so leichtem Gepäck noch zwei Tage rüberzubiegen, aber Hauptsache keine Koffer schleppen.
22. Tag
Abreise! Der Zug ist im Gegensatz zur Hinfahrt vollkommen überfüllt. Gut, dass ich immer schon im Anfangsbahnhof zusteige, so bekomme ich wenigstens einen Sitzplatz. Ab Salzburg habe ich die Nase voll und zahle den Aufpreis für die erste Klasse. Will mir nicht den ganzen Kurerfolg durch stehen am Gang wieder zunichte machen. Das Schönste am Heimkommen ist der Anblick der vielen Geschäfte und Menschen am Hauptbahnhof. Nach drei Wochen im Wald fühle ich mich doch in der Zivilisation wieder wohler!
So, jetzt noch meine Erfahrungen mit den Therapien im Detail, vielleicht nützlich bei der Auswahl des Kurorts. Leider kann ich nur zu den Therapien was sagen, die ich auch selber gemacht habe. Und wie immer gilt natürlich, was mir gut getan hat, muss nicht jedem Lupi gut tun und umgekehrt. Also ein paar Richtlinien, sozusagen:
- Moor-Schwebstoffbad: wurde gestrichen zu Gunsten der Thermalbäder, habe ich nur einmal gemacht. Das Moorbad war an sich nicht schlecht, nur furchtbar anstrengend und irgendwie ein ganz klein wenig eklig. Direkt genützt hat es nicht, aber das kann ich nach einer Anwendung wohl auch nicht so richtig beurteilen. Sehr positiv war die angenehme Müdigkeit hinterher, ab ins Bett und ordentlich einkuscheln. Entspannt wunderbar. Außerdem macht es schön reine Haut, nach der einen Anwendung sind meine Cortison-Pickel am Dekollete verschwunden.
- Moorpackungen: Jedenfalls angenehm warm, eine richtige Wirkung konnte ich nicht feststellen. Es heißt zwar, es soll nicht bei akuten Entzündungen gemacht werden, aber bei meinen hat’s nicht geschadet. Genützt allerdings auch nicht.
- Moorkneten: ist in jedem Fall lustig und macht die Fingergelenke geschmeidig. Ob es wirklich was nützt, siehe oben. Aber angeblich sind „erdige“ Beschäftigungen ja gut für Autoimmun-Leute!
- Thermalbad: das ist wohl in jedem Kurort der Hit und entsprechend individuell. Ich hatte einen Säuerling mit Schwefelgehalt, gelb-grün und bei genauer Betrachtung bestialisch stinkend aber wunderbar für meine Gelenke und auch für die Haut. Danach natürlich auch wieder brav ins Bett gekuschelt.
- 4-Zellenbad: sehr angenehm und auch gut gegen Schmerzen, man schwitzt aber wie in der Sauna.
- Massagen: klassische Heilmassage, man hat kräftig in meine Verspannung gefasst. Keine negativen Auswirkungen, habe aber auch auf alle Extras wie Lymphdrainagen verzichtet.
- CO2-Piscine: Hat keine so direkt sichtbare Wirkung gezeigt, soll aber die Durchblutung verbessern und gegen Mikroangiopathien verschiedenster Genese gut sein. Ich bilde mir ein, dass meine Fingerspitzen die Kälte draußen jetzt besser vertragen.
- Dann gab’s noch einiges an Gymnastik von Stretching bis Wirbelsäule. Die Unterwassergymnastik war nicht so toll, kam mir irgendwie blöd vor, so verkrampft an einer Nudel zu hängen und kann mir auch nicht vorstellen, dass das wirklich was bringt. Aber kommt wohl sehr auf die Trainer an. Zum Thema Nordic Walking siehe oben.