Behinderung im Kleinen – wie es ist

Mit der Behinderung im Kleinen ist es ja oft so eine Sache. Wer mich sieht, hält mich eher nicht für behindert. Ich kann sprechen, hören und sehen. Ich kann gehen, Autofahren, oft fahre ich sogar mit dem Rad (E-Bike).

Ich habe keine sichtbaren „Behinderungsmarker“ wie Gehstützen, Rollstuhl, Hörgeräte, was auch immer. 

Manchmal humple ich, manchmal trage ich Orthesen, manchmal nicht.

Und meine Einschränkungen im Alltag sind auch nicht 100 prozentig konstant. Manchmal kann ich mehr, manchmal weniger.

Und doch bin ich täglich so in meinem Alltag eingeschränkt, dass eine Schwerbehinderung gerechtfertigt und bewilligt ist. 


Durch meine Erkrankungen wird meine Welt immer kleiner, meine Möglichkeiten bescheidener und immer öfter bin ich die Zuschauerin im Leben der Anderen.


So gucke ich bei vielen Erlebnissen meiner Familie nur zu, sei es beim Eislaufen, beim Schwimmen oder wenn sie einen Hügel hochlaufen. 

Manchmal ist der Parkplatz einfach zu weit vom eigentlichen Ziel entfernt, so dass ich schon alle Energie verballert habe, ehe ich angekommen bin. 

Manchmal reicht die Aufmerksamkeit einfach nicht.

Viel zu oft bleibe ich einfach zuhause. Weil die Kraft nicht reicht, weil es zu anstrengend ist, weil das Ansteckungsrisiko zu hoch oder das Geld zu knapp ist. Das ist nicht meine freie Entscheidung, sondern den Lebensumständen mit Krankheit geschuldet.

Häufig, viel öfter als ich es mag, muss ich um Hilfe bitten, weil unser Haushalt nicht wirklich behindertengerecht ist. 

So wohnt die Waschmaschine  im Keller, wo ich regelmässig nicht hinkomme. Dinge stehen an Plätzen, an denen ich sie nicht erreiche, Schränke sind zu hoch und ich kann nicht auf Stühle klettern oder zu niedrig und ich kann nicht am Boden rumkriechen. Manche Dinge sind auch einfach zu schwer. 
Mein Schlafzimmer ist ins Erdgeschoss umgezogen, unter anderem weil ich nicht jeden Abend Treppensteigen kann. 

Unser Haus steht auf einem „Berg“ und so sind Spaziergänge ab Zuhause gar nicht so einfach, denn am Ende muss ich „da“ wieder hoch. Mit dem Fahrrad kann ich nur bestimmte Wege fahren, denn andere schaffe ich auch mit dem E-Bike nicht. Auch der Garten hat ein Gefälle, das mir mitunter Schwierigkeiten macht. 

Und manchmal sind es nur die kleinen Dinge. Wie Ordnung halten, so dass ich nicht 1000 Sachen vom Boden klauben muss, nur um Staubzusaugen oder alle Schubladen durchsuchen muss, um das eine Teil der Küchenmaschine zu finden. Auch das kann meinen Alltag behindern.

Und so ist eine Behinderung nicht zwingend mit einem Rollstuhl verbunden, mit Gehhilfen, einer Brille oder einem Blindenstock, behindernd ist immer das Umfeld.

Windmühle in Angeln mit winkendem Kind auf der Ballustrade - Behinderung im Kleinen - wie es ist
Mühle – ich stehe unten und winke – Behinderung im Kleinen – wie es ist

 

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